Was geschah unter Boris Godunow? Die Regierungszeit von Boris Godunow kurz

Boris Godunow (1552–1605) stammte aus Kostroma und war kein titelloser Bojar. Nach seiner Heirat mit der Tochter von Maljuta Skuratow, der Günstling von Iwan dem Schrecklichen, wurde er zu einer prominenten Persönlichkeit in Moskau. Zeitgenossen charakterisierten Boris als intelligenten, gebildeten Politiker und talentierten Militärführer. Während der Herrschaft von Zar Fjodor Ioannowitsch stand er 13 Jahre lang an der Spitze der Regierung. Fedor selbst war mit Godunows Schwester verheiratet. Dies trug wesentlich dazu bei, dass Boris nach dem Tod von Fedor am 7. Januar 1598 den Thron bestieg.

Die Herrschaft des neuen Autokraten dauerte bis zum 13. April 1605 und der Tod von Boris Godunow markierte den Beginn einer Verschärfung der politischen Lage auf russischem Boden. Wir können sagen, dass die Zeit der Unruhen (1598-1613) danach von einer passiven Phase in eine aktive Phase überging.

Mit dem Tod von Zar Fedor stellte sich die Frage: Wer sollte auf den Thron gesetzt werden? Und dann zeigte Patriarch Hiob auf Boris und beschrieb ihn als den würdigsten Menschen. Godunow weigerte sich zweimal, aber der Klerus und das Volk flehten ihn an, und er stimmte zu. Er nahm den Segen des Patriarchen an und sagte: „Gott ist mein Zeuge, dass es in meinem Königreich keine Bettler geben wird, ich werde mein letztes Hemd mit dem Volk teilen …“

In den ersten Jahren seiner Herrschaft richtete der Zar Leistungen für Einwanderer nach Sibirien ein. Er lud ausländische Spezialisten in das Moskauer Königreich ein und schickte junge Leute zum Studium ins Ausland. Er startete ein grandioses Bauprojekt in Moskau, um armen Menschen die Möglichkeit zu geben, Geld zu verdienen. Der Glockenturm „Iwan der Große“ wurde im Moskauer Kreml errichtet. Dieses Gebäude wurde zum höchsten im Land.

Der Zar plante die Eröffnung von Schulen, in denen Fremdsprachen unterrichtet wurden. Er dachte über die wirtschaftliche Entwicklung Russlands nach, und dafür war es notwendig, Kontakte mit dem Ausland zu knüpfen, aber es gab nicht genügend Übersetzer und gebildete Leute. Dieser Plan und viele andere wurden jedoch von Grollern vereitelt. Viele Menschen waren mit der neuen Politik unzufrieden.

Die Autorität von Boris Godunow wurde durch die beispiellose Hungersnot von 1601–1603 untergraben. Der Grund dafür war eine schlechte Ernte und die Brotpreise stiegen um das Hundertfache. Diese schwierige Situation brachte alle Bevölkerungsschichten gegen den König auf. Auf Befehl des Autokraten begann man in Moskau mit der Verteilung von Geld und Brot an die Hungrigen. Dies führte dazu, dass Hunderttausende Menschen aus ganz Russland in die Hauptstadt strömten.

Bald gab es in Moskau ein Vielfaches mehr von ihnen als die Ureinwohner. Ein solcher Zustrom von Neuankömmlingen führte zu Raubüberfällen, Morden und Epidemien. Und es mangelte immer mehr an Geld und Brot. Fälle von Kannibalismus traten auf.

Der berühmte Kirchen- und Politiker Abraham Palitsyn berichtete über die Zahl der Todesfälle in Moskau im Zeitraum von 1601 bis 1603. Er behauptete, dass allein in der Hauptstadt des Moskauer Königreichs in zwei Jahren und vier Monaten auf Befehl des Zaren 127.000 Menschen begraben wurden. Aber auch in anderen Städten und Dörfern starben viel mehr Menschen.

Die Lage im Moskauer Königreich wurde durch die angespannte außenpolitische Lage verschärft. Die polnischen Herren beschlossen, die ungünstige wirtschaftliche Lage auf russischem Boden auszunutzen. Sie brachten den falschen Dmitri I. in die politische Arena. Es wurde bekannt gegeben, dass er der Sohn von Iwan dem Schrecklichen, Zarewitsch Dmitri, war, der offiziell im Alter von 8 Jahren starb.

Abenteurer aller Couleur versammelten sich um den Betrüger, und diese Militärarmee fiel in das Territorium des russischen Staates ein. Im Jahr 1604 überquerte die Armee des Falschen Dmitri den Dnjepr und drang tief in die Rus vor. Das Volk begrüßte den Betrüger, da es die Herrschaft von Boris Godunow mit der Herrschaft von Iwan dem Schrecklichen und der Opritschnina gleichsetzte. Doch der König widerstand den Eindringlingen und erzielte kurzfristige Erfolge, die das Blatt jedoch nicht wenden konnten. Die Truppen des Betrügers rückten in Richtung Moskau vor.

Der Chronik zufolge ereignete sich der Tod von Boris Godunow am 13. April 1605. Am Morgen dieses Tages erwachte der König gut gelaunt. Er aß zu Mittag und ging auf den Turm, von dem aus er gern Moskau bewunderte. Als er ausstieg, gab er bekannt, dass es ihm schlecht ginge. Er bekam Kopfschmerzen, Ohrensausen, Übelkeit und Magenschmerzen. Sie riefen einen Arzt, aber als er erschien, strömte Blut aus Nase und Ohren des Königs und der Autokrat starb.

Bei dieser Gelegenheit sagte der russische Historiker und Archäologe Iwan Jegorowitsch Zabelin (1820-1908) in „Die Geschichte der Stadt Moskau“ wie folgt: „Der Verrat am Zaren verbreitete sich jeden Tag überall. Alle seine Wohltaten für die Menschen und seine freundlichen Fürsorge verschwanden aus dem Gedächtnis der Menschen. Es blieb nur der Hass auf den Herrscher... Zar Boris wurde nach dem Abendessen plötzlich krank und starb zwei Stunden später. Sie sagten, er habe sich selbst vergiftet. Wir können jedoch davon ausgehen, dass er von den Heiligen des Betrügers vergiftet wurde, wenn er nicht an einem Schlaganfall starb, wie Margeret bezeugt. Nach der Aussage von Massa, einem vor Gericht anwesenden Arzt, erfuhren jedoch alle, dass er an Gift gestorben war.“

Einige Zeitgenossen machten ganz offen die Anhänger des falschen Dmitri für den Tod Boris Godunows verantwortlich, der in großer Zahl nach Moskau strömte. Und der verstorbene Herrscher wurde ohne königliche Ehren in der Erzengel-Kathedrale beigesetzt. Boris‘ Sohn, Zarewitsch Fjodor, wurde neuer König. Er war ein sehr kluger und gebildeter junger Mann. Im Alter von 15 Jahren hatte er Militärwissenschaften, Festungswesen, Mathematik, Philosophie und Architektur studiert und beherrschte mehrere Fremdsprachen. Er beteiligte sich an der Erstellung geografischer Karten Russlands.

Dmitri der Prätendent schickte unterdessen an der Spitze seiner anderen Gefährten die Fürsten Wassili Mosalski und Wassili Golitsyn in die Hauptstadt. Sie hatten ein Ziel: unerwünschte Personen zu entfernen. Die ersten auf dieser Liste waren Patriarch Hiob, Zar Feodor und seine Verwandten.

Die Verräter haben die ihnen übertragene Aufgabe erfolgreich abgeschlossen. Mit den Anhängern des 16-jährigen Königs waren sie schnell fertig. Einige wurden erdrosselt, andere wurden mit großzügigen Versprechungen zum Verrat überredet. Fjodor selbst, seine Mutter Königin Maria Belskaja und die Schwester des Zaren, Prinzessin Xenia, wurden von den Verrätern gefangen genommen. Sie wurden auf einen Wasserwagen gesetzt und zum alten Borisov-Hof gebracht.

Die Bogenschützen, angeführt von den Fürsten Mosalsky und Golitsyn, erwürgten Fjodor und Maria und übergaben Xenia dem falschen Dmitri. Auf seine Anweisung hin erhielt sie die Tonsur einer Nonne. Und die Menschen, die Godunow noch vor Kurzem verehrten, freuten sich nun. Nur ein heiliger Narr rief: „Seht einander an! Bis zu diesem Tag waren Sie heimliche Rohlinge, aber jetzt sind Sie offene Rohlinge geworden. Von euch allen wird in 6 Jahren nur einer auf der Erde wandeln, und selbst dann nicht mehr lange!“

Der falsche Dmitri I. zog am 20. Juni 1605 unter allgemeinem Volksjubel feierlich in Moskau ein. Er befahl sofort, Godunows Leichnam aus der Erzengel-Kathedrale zu holen und zusammen mit der Asche seines Sohnes und seiner Frau im Varsonofevsky-Kloster in der Nähe von Lubjanka zu begraben.

Unter Wassili Schuiski wurden die sterblichen Überreste von Boris, seiner Frau Maria und Fjodor in das Dreifaltigkeitskloster bei Moskau überführt. Dort wurde auch Ksenia (Olga im Mönchtum) begraben, die 1622 starb. Im Jahr 1782 wurde über den Gräbern ein Grabmal errichtet.

Während der Sowjetzeit wurde die Grabstätte geplündert und die Schädel verfielen völlig. Als der Anthropologe M. M. Gerasimov 1945 die Gesichter dieser Familie wiederherstellen wollte, gelang ihm dies nicht. So löschte der Tod von Boris Godunow nicht nur seine guten Taten, sondern auch sein Aussehen aus dem Gedächtnis der Menschen und hinterließ nur noch Beschreibungen seiner Zeitgenossen über ihn.

Alexey Starikov

Der Inhalt des Artikels

RUSSLAND, GESCHICHTE. Die Geschichte des russischen Staates lässt sich in drei Perioden einteilen: vom Beginn der Bildung des russischen Volkes bis 1917, das das Ende des Russischen Reiches markierte; von 1917 bis zum Zusammenbruch der UdSSR 1991; Vom Zusammenbruch der UdSSR bis zur Gegenwart. Dieser Artikel untersucht die erste Periode. Zur Geschichte der zweiten und dritten Periode .

Ostslawen.

Stammesgruppen der Ostslawen gehörten zu den ersten Bewohnern des später Kiewer Rus genannten Landes. Quellen aus dem 6. Jahrhundert, darunter der byzantinische Prokop von Cäsarea und der gotische Autor Jordanes, identifizieren die Antes mit den Ostslawen – einer Gruppe von Stämmen, die Gebiete besetzten, die im Süden bis zum Schwarzen Meer und im Westen bis zum Unterlauf reichten der Donau und im Osten - bis zum Sewerski Donez. Laut der ersten Quelle zur Frühgeschichte Russlands - Geschichten vergangener Jahre(zu Beginn des 12. Jahrhunderts vom Mönch des Kiewer Höhlenklosters Nestor zusammengestellt) umfassten die alten Ostslawen mehr als ein Dutzend Stämme, die in einem riesigen Gebiet vom Schwarzen Meer im Süden bis Ladoga im Norden lebten. von der Donau und den Karpaten im Westen bis zur Wolga im Osten. Zu diesen Stämmen gehörten die Polyaner, die im Mittellauf des Dnjepr lebten, die Slowenen, die in der Nähe des Ilmensees lebten, sowie die Drevlyaner, Radimichi, Vyatichi, Nordländer, Weißen Kroaten, Dulebs, Ulichs, Krivichi, Tivertsy, Dregovichi usw. Ihr ursprünglicher Ursprung ist sicher. nicht bekannt; Einigen Theorien zufolge wird der Stammsitz der Slawen durch die südlichen Grenzen der Pripjat-Sümpfe, des Weichseltals und der Nordkarpaten abgegrenzt. Slawische Stämme betreiben seit langem Landwirtschaft, Jagd, Fischerei und Viehzucht. Darüber hinaus wurden in vielen slawischen Siedlungen, die in den Tälern von Dnjepr, Donez und Wolchow entstanden, primitive Handwerke etabliert, darunter Töpferei und Weberei. Die Bedeutung der Landwirtschaft für die frühe Stammesgesellschaft der Slawen wird durch die Vorherrschaft der entsprechenden Kulte und Naturgötter des ostslawischen heidnischen Pantheons deutlich.

Migrationen asiatischer Stämme.

Die geografische Lage der Rus an der Kreuzung der eurasischen Handels- und Migrationsrouten spielte in der Anfangsphase ihrer politischen Entwicklung eine entscheidende Rolle. Beginnend mit der Ankunft der Kimmerier in der südlichen Rus (ca. 1000–700 v. Chr.) und bis zum mongolisch-tatarischen Joch (ca. 1240–1480) ist die Geschichte der Rus ein fast kontinuierlicher Kampf zwischen sesshaften (hauptsächlich slawischen) Völkern ) und nomadische (vorwiegend asiatische) Völker, die von Osten nach Westen entlang der Steppen des Kaspischen Meeres und des Schwarzen Meeres ziehen. Die ersten Nomadenstämme, die Rus beeinflussten, waren die Skythen (7. Jahrhundert v. Chr.) und Sarmaten (4. Jahrhundert v. Chr.). Aufgrund ihrer Fähigkeit, Pfeil und Bogen herzustellen und Kavallerie einzusetzen, waren sie den Slawen militärisch überlegen. Später erschienen die Hunnen (4. und 5. Jahrhundert), Awaren (6.–9. Jahrhundert) und Chasaren (7.–10. Jahrhundert) in den südlichen Steppen. Die Chasaren betrieben nicht nur Viehzucht und kämpften, sondern gründeten auch Handelsstädte – wie Itil, Semender, Sarkel am Unterlauf der Wolga und des Don. Nachdem er die Vyatichi von der Macht der Chasaren befreit hatte, zerstörte der Kiewer Fürst Swjatoslaw 964 den Khazar-Staat (Khazar Kaganate).

Rus, Waräger und die Entstehung Kiews.

Die früheste russische Staatsunion, laut Geschichten vergangener Jahre, wurde in Nowgorod am Wolchow von drei warägerisch-russischen Brüdern – Rurik, Sineus und Truvor (862) – gegründet. Von Nowgorod aus dehnte die Rus ihren Einfluss auf Kiew aus, das unter Ruriks Erben Oleg zur russischen Hauptstadt wurde. Das Wort „Rus“ wurde auf unterschiedliche Weise interpretiert: als Variante des finnischen Wortes „Ruotsi“, das die Schweden bezeichnete, und als Name des Asowschen Stammes Antes und als Toponym „Ra“ – der alte Name von die Wolga. Die sogenannte normannische Theorie besagt, dass die Waräger und die Rus Skandinavier (Normannen) waren, die als Händler und Krieger in die Länder der Rus kamen. Die antinormannische Theorie legt nahe, dass nicht die Skandinavier, sondern die Slawen das dominierende Volk bei der Bildung der ersten politischen Strukturen des künftigen russischen Staates waren. Heutzutage glauben viele Wissenschaftler, dass das Wort „Rus“ ein nicht-ethnischer Begriff ist; Es war der Name einer Gruppe slawischer, skandinavischer und finnischer Kaufleute und Söldner, die sich zu für beide Seiten vorteilhaften Militär- und Handelsbündnissen zusammenschlossen. Kiewer Rus, an wichtigen Flusshandelsrouten gelegen, weitete nach und nach seinen Herrschaftsbereich über andere slawische Stämme und Städte aus.

Kiew und Nowgorod.

Die Stärkung des politischen und wirtschaftlichen Einflusses der Kiewer Rus ist mit den Namen des Nowgoroder Fürsten Rurik (gest. um 879) und Oleg (reg. 879–912) verbunden, der 882 Fürst von Kiew wurde. Die Kontrolle über den Dnjepr und seine Nebenflüsse spielte eine entscheidende Rolle für die wirtschaftliche Entwicklung Kiews, insbesondere dort, wo eine Durchfahrt ohne Portagen in die westlichen Dwina- und Wolchow-Becken unmöglich war. Rus forderte Tribut von benachbarten slawischen Stämmen wie den Drewlyanern, die von Olegs Nachfolger Igor (reg. 912–945) und auch von Igors Witwe Olga (gest. 969) erobert wurden. Igor nahm den Titel Großfürst an und begründete damit den höchsten Status Kiews im Vergleich zu anderen Städten der Rus. Der Großfürst behielt mit Hilfe seines Trupps die Kontrolle über Kiew und überließ andere russische Städte und Ländereien der Verwaltung seiner Söhne und anderer Verwandter. Die ersten Fürsten hatten das Herrschaftsrecht, doch erst später entwickelten sich Vorstellungen über den fürstlichen Besitz von Grundbesitz.

Der Handel entlang der Wasserstraßen Dnjepr, Wolchow und Westliche Dwina („von den Warägern zu den Griechen“) war lange Zeit die Hauptbeschäftigung und Voraussetzung für den Wohlstand der Rus. Zu ihren Handelspartnern gehörten Byzanz, die Handelsstädte der Ostsee, und ihre muslimischen Nachbarn im Südosten. Ein wichtiges Handelsgut war neben Pelzen, Wachs, Honig und Luxusgütern Getreide. Getreide wurde sowohl in den südöstlichen Waldsteppengebieten (Weizen) als auch im nördlichen Waldgebiet (Roggen, Gerste und Hafer) angebaut. Zunächst entwickelten die Bauern eine Wanderlandwirtschaft; Im Laufe der Zeit entstanden Zweifelder- und Dreifeldfruchtfolgen.

Handels- und Kulturbeziehungen zwischen der Rus und Byzanz spielten eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung (und dem anschließenden Niedergang) der Kiewer Rus. In den Jahren 988–989 wurde das orthodoxe Christentum angenommen, das während der Herrschaft des Großfürsten Wladimir (980–1015) aus Byzanz mitgebracht wurde. später erschien das Mönchtum. Orthodoxe Klöster wurden zu wichtigen Kulturzentren. In Russland begannen sich unter dem Einfluss der byzantinischen bildenden Kunst Ikonenmalerei, Mosaik- und Freskenmalerei zu entwickeln und es entstand ein besonderer russischer Tempelstil, dessen architektonisches Merkmal eine zwiebelförmige Kuppel war.

Im Jahr 1019, nach dem Tod von elf seiner Brüder in einem mörderischen Kampf, wurde Wladimir's Sohn Jaroslaw der Weise (reg. 1019–1054) Großfürst. Unter Jaroslaw wurde das erste eigene Gesetzbuch erstellt - Russische Wahrheit, basierend auf slawischem Stammesrecht mit byzantinischen Elementen. Das Erbsystem der Rurik-Dynastie wurde unter Jaroslaw begründet und beschränkte sich auf die sukzessive Übertragung des Titels des Großherzogs auf die ältesten Söhne der Familie. Die herrschende Dynastie hatte ihren Sitz in Kiew und hielt andere Städte und Fürstentümer mit Hilfe einer Militäraristokratie, deren Mitglieder vom Großfürsten für den Dienst in der Duma ausgewählt wurden, unter Kontrolle. In den Angelegenheiten der Kommunalverwaltung in den Städten Russlands spielte eine Versammlung des Stadtadels, Veche genannt, eine gewisse Rolle.

Die Veche in Nowgorod erlangten bedeutende Macht. Im 11. Jahrhundert. Nach und nach lösten sich die Nowgoroder aus der direkten Unterstellung Kiews. Nowgorod Veche Zu diesem Zeitpunkt war das Amt des Bürgermeisters eingeführt worden. Es konnte nur von einem Bojaren besetzt werden, der den Hof verwaltete und für den Schutz der Stadt vor Angriffen verantwortlich war. Der Veche wählte den Bürgermeister und konnte dem Kiewer Prinzen sogar das Recht verweigern, über die Stadt zu herrschen. Seit 1136, als die Veche den Kiewer Fürsten Wsewolod vertrieben, begründete Nowgorod das Recht, aus Kiew entsandte Fürsten anzunehmen oder zu entmachten. Zwei Jahrzehnte später, im Jahr 1156, sicherten sich die Nowgoroder das Recht der Veche, ihre eigenen Erzbischöfe zu wählen.

Bojaren besetzten dominierende Positionen im politischen Leben Nowgorods. Die Stadt war das größte Handwerks- und Handelszentrum, und eine große Anzahl erhaltener Birkenrindenbriefe aus dem Mittelalter zeugen von einem hohen Grad an Alphabetisierung. Von der Mitte des 12. bis zum Ende des 15. Jahrhunderts. Nowgorod war eines der geschäftigsten Einkaufszentren Europas. Wasserstraßen verbanden die Stadt mit den skandinavischen und baltischen Ländern sowie (über Portagen) mit Kiew und den Wolgagebieten. Nowgorod hatte eine eigene Münze, die sich von der Kiewer Münze unterschied, und ein eigenes System von Maßen und Gewichten. Nachdem die Kumanen den Weg von den Warägern zu den Griechen am Unterlauf des Dnjepr blockierten (Ende des 11. Jahrhunderts) und Kiew unterging (12. Jahrhundert), nahm die Bedeutung der Stadt zu und sie wurde „Mister“ genannt Weliki Nowgorod.

Einer der prominentesten Herrscher von Nowgorod war Fürst Alexander Newski (reg. 1236–1251, 1252–1263 Großfürst von Wladimir), der die Versuche der Kreuzfahrer, orthodoxe Länder zu erobern, energisch bekämpfte. Er besiegte 1240 die schwedische Armee an der Newa und besiegte dann 1242 die Deutschen Ritter in der Schlacht auf dem Eis am Peipussee. Der letzte mächtige Herrscher in Kiew war Großfürst Wladimir II. Monomach (reg. 1113–1125), der nicht versuchte nur, den Zusammenbruch der Kiewer Rus zu verhindern, sondern wehrte auch die Überfälle der Nomaden ab. Nach dem Tod seines Sohnes Mstislaw I. (reg. 1125–1132) begann die Kiewer Rus in zahlreiche Apanagefürstentümer zu zerfallen, und 1169 wurde der großherzogliche Tisch von Kiew nach Wladimir verlegt, wo er einen Teil der Bevölkerung aus dem Fürstentum aufnahm Dnjepr begann der Aufstieg des Fürstentums Wladimir-Susdal. Die Handelsstädte entlang der Dnjepr-Route verfielen viele Jahre lang.

Das mongolisch-tatarische Joch und der Aufstieg Moskaus.

Zu Beginn des 13. Jahrhunderts. Eine große Armee neuer Nomaden unter der Führung von Dschingis Khan (ca. 1155–1227) eroberte Zentralasien und näherte sich den südöstlichen Grenzen der Rus. Sie wurden Tataren genannt, obwohl dieser Name nur für den Stamm galt, der die Rolle der Vorhut spielte. Im Jahr 1223 besiegte die mongolische Armee unter der Führung des Heerführers Subedei die vereinten Kräfte der Russen und Kumanen in der Schlacht am Fluss Kalka in der Nähe des Asowschen Meeres. Im Jahr 1237 fiel eine als Goldene Horde bekannte Allianz mongolischer Stämme unter der Führung von Subedei und Batu (1208–1255), dem Enkel von Dschingis Khan, erneut in das Gebiet der Rus ein. Mongolische berittene Bogenschützen besiegten die Rjasaner Armee, brannten Rjasan nieder und fügten dann der vom Großfürsten von Wladimir zusammengestellten Armee eine vernichtende Niederlage zu. Anfang 1238 wurde die Stadt Wladimir eingenommen; 1240 wurde Kiew bis auf die Grundmauern zerstört und seine Bewohner ausgerottet. Batu erreichte Nowgorod nicht, aber die Nowgoroder stimmten zu, ihm Tribut zu zahlen. Nachdem die Goldene Horde die Karpaten erreicht hatte, kehrte sie nach Osten zurück und gründete ihre Hauptstadt in Sarai, einer befestigten Stadt an der unteren Wolga. Von hier aus wurden Vertreter von Batu und seinen Erben – den Baskaken – in russische Städte geschickt, um Tribut einzutreiben, und mongolische Stoßtruppen konnten nach Nordwesten ziehen, um jede aufständische russische Stadt zu erobern. Das entvölkerte Dnjepr-Gebiet wurde von Litauen erobert, und die nordöstliche Rus unterwarf sich den Mongolen-Tataren und zahlte ihnen einen jährlichen Tribut. Sogar Alexander Newski entschied sich für die Herrschaft mit Batu und unterwarf sich Khan Guyuk in Karakorum – der Hauptstadt des Großkhanats in der fernen Mongolei.

Nur wenige Mongolen-Tataren ließen sich im eroberten slawischen Gebiet nieder. Die orthodoxe Kirche lehnte jeglichen interkulturellen Kontakt mit den „Schmuddeligen“ ab, verbot Mischehen und führte keine missionarischen Aktivitäten in der heidnischen Goldenen Horde durch.

Die Frage des Einflusses der Mongolen-Tataren auf Russland bleibt umstritten. „Eurasianistische“ Historiker behaupten, dass die spätere Entwicklung Russlands ein Beispiel für interkulturelle Interaktion sei. Andere Historiker argumentieren, dass der mongolisch-tatarische Einfluss die Entwicklung der russischen Wirtschaft verlangsamte und ihr kultureller Einfluss minimal war – aufgrund der Natur ihrer Herrschaft, die sich hauptsächlich auf die Erhebung von Tributen beschränkte.

Die Moskauer Fürsten nutzten geschickt die vorteilhafte Lage Moskaus an den Handelsrouten im Zentrum der russischen Fürstentümer zwischen Oka und Wolga und eliminierten mit Hilfe der Goldenen Horde ihre Rivalen – die Fürsten von Wladimir, Rjasan und Twer. Eine entscheidende Rolle beim Aufstieg Moskaus spielte der Moskauer Fürst Iwan I. Kalita.

Der Moskauer Staat von Iwan I. Kalita bis Iwan IV.

Die Metropole zog auch von Kiew nach Nordosten und ließ sich während der Herrschaft von Iwan I. (1325–1341) schließlich in Moskau nieder. Ivan erhielt den Spitznamen Kalita („lederner Geldbeutel“) und wurde ein Tributsammler für die Mongolen. Kalita und seine Erben nutzten diese Position, um die Positionen Moskaus zu stärken und drohten unter dem Vorwand der Nichtzahlung von Tributen, rivalisierende Städte zur Plünderung an die Mongolen zu übergeben. Im Jahr 1328 kaufte Iwan dem Khan das Etikett des Großherzogs ab und Moskau nahm eine beherrschende Stellung gegenüber anderen russischen Städten ein. Zu diesem Zeitpunkt war die Goldene Horde zum Islam konvertiert. Ende des 14. Jahrhunderts. Moskau wurde zum Zentrum antimongolischer Proteste, die 1380 ihren Höhepunkt erreichten, als Großfürst Dmitri Donskoi (reg. 1359–1389) die Armee von Khan Mamai in der Schlacht von Kulikovo besiegte. Danach begann der Niedergang der Goldenen Horde. 1395 besiegte Tamerlane die Goldene Horde und verwüstete Sarai. Anschließend spaltete sich die Horde in die Khanate Krim, Astrachan, Kasan und Sibirien. Der Moskauer Fürst hörte jedoch erst 1476 auf, den Mongolen Tribut zu zahlen. Im Jahr 1480 endete das mongolisch-tatarische Joch, als Khan Achmat „an der Ugra“ nicht zu kämpfen wagte und sich zurückzog.

Nach der Eroberung Konstantinopels durch die osmanischen Türken (1453) fanden sich viele byzantinische Geistliche im Fürstentum Moskau wieder – der letzten orthodoxen Macht, der es gelang, der islamischen Herrschaft zu entkommen. In diesen Jahren entstand die Theorie „Moskau ist das dritte Rom“. Es wurde argumentiert, dass das heidnische („erste“) Rom aufgrund der Verfolgung des Christentums fiel; dann brach das „neue Rom“ zusammen – Konstantinopel, das die Vormachtstellung des katholischen Papstes (1439) in der Hoffnung auf Hilfe aus dem Westen anerkannte; Jetzt ist Moskau der Erbe der wahren christlichen Tradition und wird damit zum „dritten Rom“. Iwan III. der Große heiratete Sophia Palaeologus, die Nichte des letzten byzantinischen Kaisers, um Moskaus Status als Erbe der kaiserlichen Traditionen Roms und Byzanz zu festigen. In einigen Dokumenten wird er bereits als König bezeichnet (von griech. kaisar, lateinisch caesar).

Nikolaus I.

Der neue Kaiser (reg. 1825–1855) konzentrierte seine Bemühungen auf die Stärkung der persönlichen Macht und die Erlangung umfassender Kontrolle über das politische, wirtschaftliche und kulturelle Leben des Landes. Im Jahr 1827 wurde es den Kindern von Leibeigenen verboten, das Gymnasium zu besuchen. Mit der neuen Universitätsurkunde (1835) wurde die Autonomie der Universitäten praktisch aufgehoben. Zensur war weit verbreitet. Zur Überwachung der Arbeit der Ministerien und der politischen Polizei wurde die eigene Kanzlei Seiner Kaiserlichen Majestät geschaffen – die Dritte Abteilung, die die Kanzlei organisch ergänzte. Nikolaus fürchtete die Verbreitung konstitutioneller und revolutionärer westlicher Ideen in Russland, insbesondere nach den Revolutionen von 1830 und 1848–1849 in Europa. Bei der Führung der Gesellschaft stützte sich Nikolai auf die Doktrin der „offiziellen Nationalität“ (nach der bekannten Formel des Bildungsministers S.S. Uvarov – „Orthodoxie, Autokratie, Nationalität“) und die Idee des Panslawismus.

Die Idee des Panslawismus in der Außenpolitik richtete sich gegen das Osmanische Reich und die Dominanz der Muslime über die slawische Bevölkerung Südosteuropas. In den 1820er Jahren unterstützte Nikolaus den griechischen Kampf um nationale Unabhängigkeit. Die alliierte Flotte Russlands, Großbritanniens und Frankreichs besiegte die Türken in der Schlacht von Navarino im Jahr 1827, und gemäß dem 1829 unterzeichneten Frieden von Adrianopel erlangten Griechenland und Serbien ihre Unabhängigkeit, und Moldawien und die Walachei kamen unter den Schutz Russlands. Im Jahr 1833 unterzeichneten die Türken ein Abkommen mit den Russen, das Russland das Recht einräumte, Schiffe durch den Bosporus und die Dardanellen zu passieren. Im Jahr 1831 unterdrückte Russland die Aufstände in Warschau und den polnischen Ländern Preußens sowie im Jahr 1849 den Aufstand der Ungarn im Kaiserreich Österreich.

Der Streit im osmanischen Palästina zwischen der katholischen und der orthodoxen Kirche über den Besitz christlicher Heiligtümer in Jerusalem, Bethlehem und Nazareth wurde Anfang der 1850er Jahre zu einem internationalen Problem. Nikolaus verlangte, dass der Sultan dem Kaiser von Russland das Recht gewährte, alle orthodoxen Christen auf dem Territorium des Osmanischen Reiches zu bevormunden, und nachdem er eine Ablehnung erhalten hatte, schickte er russische Truppen nach Moldawien und in die Walachei (Juni 1853). Im November 1853 zerstörte das Geschwader von Admiral Nachimow die türkische Flotte in der Nähe von Sinop. Großbritannien und Frankreich unterstützten die Türken, nachdem sie die wohlwollende Neutralität Österreichs und Preußens sichergestellt hatten, und der Krimkrieg begann, dessen wichtigste militärische Operation die Belagerung von Sewastopol durch britische und französische Truppen war. Diese Truppen wurden auf dem Seeweg zum Einsatzgebiet transportiert, während die Russen über schlechte Feldwege reisen mussten. Die militärisch-technische Rückständigkeit Russlands spiegelte sich in allem wider. Die Briten und Franzosen verfügten über Dampfschiffe und waren mit Gewehren bewaffnet. Die Russen hatten nur Segelboote und Glattrohrgeschütze; Es fehlte ihnen an Ausrüstung und sie besaßen nicht einmal militärische Karten der Krim. Am 2. März 1855, auf dem Höhepunkt des Krieges, starb Nikolaus und sein Sohn Alexander II. wurde sein Erbe, der den Krieg bis zur Kapitulation Sewastopols am 30. August (11. September) fortsetzte. Gemäß den Bedingungen des im März 1856 unterzeichneten Pariser Abkommens war es Russland verboten, im Schwarzen Meer eine Marine, militärische Festungen und Arsenale zu unterhalten; Russland verzichtete auch auf sein Protektorat über die orthodoxen Untertanen des Sultans.

Alexander II.

Die demütigende Niederlage im Krimkrieg hinterließ bei Alexander II. einen tiefen Eindruck, der sie zu Recht als Folge der sozioökonomischen Rückständigkeit Russlands betrachtete. Während seiner Regierungszeit (1855–1881) versuchte er, das Land durch ein umfangreiches Reformprogramm zu modernisieren, was einerseits auf Widerstand der Reaktionäre stieß, andererseits auf Missfallen bei der revolutionären Intelligenz stieß, die radikalere Veränderungen anstrebte . Die Ideologen der Radikalen waren A. I. Herzen und N. M. Chernyshevsky.

Die wichtigste Reform Alexanders II. war die Abschaffung der Leibeigenschaft im Jahr 1861. Allerdings mussten die Bauern das Land von den adligen Eigentümern zurückkaufen, wofür ihnen staatliche Kredite angeboten wurden; sie sollten schrittweise über einen Zeitraum von 49 Jahren ausgezahlt werden. Um diese Zahlungen und die Landnutzung zu kontrollieren, wurden Bauerngemeinschaften gegründet. Viele Bauern gerieten in Schuldenabhängigkeit gegenüber der Gemeinschaft. Die Bauern waren nicht an der Erhaltung des Landes interessiert, da die Gemeinde den regelmäßigen Landaustausch zwischen den Bauernhaushalten überwachte. Diese Situation auf dem Land führte zusammen mit der beschleunigten industriellen Entwicklung des Landes zur Abwanderung einer großen Zahl von Bauern in die Städte, um in Fabriken zu arbeiten. Während solch historisch bedeutsamer gesellschaftlicher Veränderungen gewann die Bewegung populistischer Intellektueller schnell an Stärke, die glaubten, dass den Bauern Land ohne Lösegeld gegeben werden sollte und dass das Land ein Parlament und eine republikanische Regierungsform brauchte. Die Volkstümler argumentierten, dass das Befreiungsmanifest ein Schwindel sei, dass die Bauern von Natur aus eine revolutionäre Klasse seien und dass die Welt (Gemeinschaft) die Grundlage einer einzigartigen russischen Form des „Bauernsozialismus“ werden sollte. Im Sommer 1874 gingen Tausende von Studenten in die Dörfer, um den Bauern zu erklären, was zu tun war. Dieses „Gehen zum Volk“ scheiterte, weil seine Führer nicht in der Lage waren, ihre Ideen den Bauern klar zu vermitteln, von denen die meisten dem Kaiser treu blieben und davon überzeugt waren, dass die ehemaligen Grundbesitzer für ihre Schwierigkeiten verantwortlich waren.

Im Jahr 1864 wurde eine groß angelegte Umstrukturierung der Kommunalverwaltung durchgeführt, die in der Schaffung von Zemstvo-Institutionen in den meisten Provinzen des europäischen Russlands zum Ausdruck kam, das Gerichts- und Bildungssystem demokratisiert und die Zensur abgeschafft wurde. Im Jahr 1870 wurde eine Reform der Stadtverwaltung und im Jahr 1874 eine Militärreform durchgeführt. Im Jahr 1880 ernannte Alexander II. General M. T. Loris-Melikov zum Leiter der Obersten Verwaltungskommission, die zur Bekämpfung des Radikalismus den Übergang zu einer konstitutionellen Monarchie vorbereitete. Doch bereits 1878 gründete eine Gruppe von Populisten eine Organisation namens „Volkswille“, die die Notwendigkeit von Terror zur Durchführung der Revolution verkündete. Am 1. März (13) 1881 – dem Tag, an dem der Kaiser das Dekret über die Entwicklung der Verfassungsgesetze unterzeichnete – verübten die Mitglieder der Narodnaja Wolja einen weiteren Versuch im Leben Alexanders II., der durch eine Bombenexplosion getötet wurde.

Alexander III

(reg. 1881–1894) beabsichtigte zunächst, die Reformpläne seines Vaters für Russland weiter umzusetzen, doch K. P. Pobedonostsev, der Staatsanwalt der Heiligen Synode, der ehemalige Erzieher des Kaisers, der sein engster Berater blieb, überzeugte ihn von der Katastrophe einer solchen Politik. Revolutionäre waren Repressionen ausgesetzt; Die Beteiligung am Terrorismus wurde mit der Todesstrafe bestraft. Um Machtfunktionen in ländlichen Gebieten wahrzunehmen, gründete Alexander III. 1889 die Institution der Semstwo-Häuptlinge und reduzierte 1890 die Vertretung der Bauern in den Semstwos.

Während der Herrschaft Alexanders III. wurde der Antisemitismus zu einer Waffe des politischen Drucks. Juden spielten eine aktive Rolle in der revolutionären Bewegung, und viele Regierungsbeamte, insbesondere Pobedonostsev, machten sie für alle Probleme verantwortlich. In den 1890er Jahren begannen jüdische Pogrome und viele Hunderttausende Juden wurden zur Emigration gezwungen.

In den 1890er Jahren erlebte Russland eine rasante wirtschaftliche Entwicklung. Der Bau von Eisenbahnen, Hütten- und Maschinenbauanlagen begann. Es wurde durch westliche Investitionen unterstützt, hauptsächlich aus Belgien, Frankreich, Deutschland und Großbritannien. Im Jahr 1897 führte Finanzminister S. Yu. Witte eine Währungsreform durch und führte den Goldumlauf ein, um Investitionen zu fördern. Auf der Grundlage von Handelsabkommen wurden Syndikate gebildet, die Produktionsmengen und -preise sowie Märkte für Metall, Kohle und andere Produkte regulierten. Russland baute jährlich 3.000 km Eisenbahnen und belegte in Bezug auf die industrielle Entwicklungsrate weltweit den ersten Platz (9 % pro Jahr), und sein Anteil an der Weltproduktion stieg von 4 % (1870) auf 7 % (1900).

Externe Erweiterung.

Nachdem Russland sich von der Niederlage im Krimkrieg erholt hatte, setzte es seine Eroberungspolitik fort. Nachdem es sich 1871 weigerte, die restriktiven Artikel des Pariser Abkommens einzuhalten, stellte es seine Position im Schwarzen Meer wieder her. In den Jahren 1877–1878, während des nächsten russisch-türkischen Krieges, befreite Russland Bulgarien. Die Herrschaft des Russischen Reiches über die Länder des modernen Kasachstans wurde in den 1850er Jahren begründet, als kasachische Khane, die Schutz und militärische Unterstützung suchten, diese von Russland erhielten. Im Süden Kasachstans (Verny, Chimkent) wurden Festungen errichtet. In den 1860er Jahren begann die Eroberung der zentralasiatischen Staaten südlich von Kasachstan. In den Jahren 1865–1866 wurde das Khanat Kokand unterstellt und 1876 annektiert. 1866 fielen die Truppen des russischen Generals Kaufman in das Emirat Buchara ein, das 1868 von Russland in einen Vasallenstaat umgewandelt wurde; 1873 geschah dasselbe mit dem Khanat Chiwa. Das Gebiet des modernen Turkmenistan wurde von den Generälen Stoletov und Skobelev während der Feldzüge von 1869–1873, 1880–1881 und 1885 erobert. Im Jahr 1885 schlossen Russland und Großbritannien ein Abkommen, das die Grenze zwischen dem Russischen Reich und Afghanistan festlegte blieb in der britischen Einflusszone. Im Jahr 1895 annektierte Russland die Region Gorno-Badachschan im Pamir.

Die zaristische Regierung errichtete im Bündnis mit der örtlichen feudalen Elite ein Kolonialregime auf diesem Land. Mehrere Aufstände wurden niedergeschlagen, darunter ein Bauernaufstand in Buchara (1885–1887), ein usbekischer Aufstand in der Region Taschkent (1892) und ein kirgisischer Aufstand im Fergana-Tal (1898).

Das Wachstum des Radikalismus.

Die Industrialisierung der 1880er und 1890er Jahre ging mit dem Wachstum von Arbeiterorganisationen und ersten Unruhen des Industrieproletariats einher. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts. infolge des raschen Bevölkerungswachstums verringerte sich die durchschnittliche Kleingartenernte pro Landwirt im Vergleich zu 1861 um fast 50 %; Mieten und Grundstückspreise sind deutlich gestiegen. Darüber hinaus hat der Wettbewerb auf dem Weltmarkt zu niedrigeren Preisen für Weizen und Gerste geführt. Ende des 19. Jahrhunderts. Steuern und Zölle auf Einfuhren wurden erhöht, was die russische Industrie vor der Konkurrenz mit ausländischen Waren schützen sollte. Bauernsozialisten schlugen die Enteignung großer Ländereien vor, um den wachsenden Landbedarf zu decken. In den Jahren 1901–1902 gründeten V. M. Chernov und andere Anhänger der Idee einer sozialistischen Bauernrepublik die Sozialistische Revolutionäre Partei (SRs).

Andere russische Radikale dieser Zeit, insbesondere G. V. Plechanow (1856–1918), fühlten sich von marxistischen Ideen angezogen. Der berühmte Revolutionär G.A. Lopatin übersetzte Hauptstadt ins Russische (1872). Obwohl Marx zugab, dass kollektives Bauerneigentum zur Grundlage des Sozialismus in Russland werden könnte, ohne dass das Land die Phase des Kapitalismus durchläuft, lehnten russische Marxisten die Idee eines Sonderwegs für Russland ab. Auf dieser Grundlage förderten in den 1890er Jahren „legale Marxisten“ – Liberale unter der Führung von P. B. Struve und M. I. Tugan-Baranovsky – das freie Unternehmertum und die parlamentarische Demokratie einerseits gegen die Verteidiger der zaristischen Autokratie und andererseits gegen die Verteidiger der zaristischen Autokratie – Anhänger des romantischen Populismus.

Die Hauptrichtung des Marxismus in Russland – wie im Westen – erklärte die Identität seiner Ziele mit den Interessen der industriellen Arbeiterklasse (Proletariat). Diese schnell wachsende Klasse stellte einen relativ kleinen Teil der Gesellschaft dar (in Russland gab es Ende des 19. Jahrhunderts kaum mehr als 2 Millionen Industriearbeiter bei einer Bevölkerung von 128 Millionen). Im Jahr 1883 gründeten Plechanow und andere Emigranten in der Schweiz die erste russische marxistische Gruppe „Emanzipation der Arbeit“. Sie und andere ähnliche Gruppen, die nach ihr auftauchten, operierten illegal in Russland. Im Jahr 1898 gründeten Marxisten in Russland die Russische Sozialdemokratische Arbeiterpartei (RSDLP). Die Führer der neuen Partei waren neben Plechanow W. I. Zasulich, W. I. Uljanow (Lenin) sowie Yu. O. Tsederbaum (Martow). Auch der Allgemeine Jüdische Arbeiterbund (Bund) trat der RSDLP bei.

1903 spaltete sich die RSDLP nach einem Parteitag in Brüssel und London in zwei Fraktionen. Die von Lenin angeführte, hoch organisierte und radikale Gruppe wurde als „Bolschewiki“ bekannt, weil sie auf dem Kongress die Mehrheit der Stimmen erhielt. Eine andere, gemäßigtere Gruppe, angeführt von Martow, wurde „Menschewiki“ genannt.

Nikolaus II.

Nach dem Tod Alexanders III. im Jahr 1894 wurde Nikolaus II. (reg. 1894–1917) sein Erbe. In den Jahren 1895–1896 und 1901 wurde das Land von einer Hungersnot heimgesucht. Die Abfindungszahlungen verdoppelten sich und in der Industrie begann die Massenarbeitslosigkeit. S. Yu. Witte, Finanzminister von 1892–1903, versuchte, die wirtschaftliche Entwicklung anzukurbeln, indem er das Eisenbahnnetz ausbaute, ausländische Kredite zur Finanzierung des Industriebaus nutzte und Schutzzölle einführte. Aber das war nicht genug. Einige einflussreiche Regierungsbeamte, darunter Außenminister A. M. Bezobrazov und Innenminister V. K. Plehve, glaubten, dass das Ansehen der Monarchie nur durch den Sieg in einem kleinen Krieg gerettet werden könne, und betrachteten den Krieg als Mittel, um Arbeiter und Bauern von ihrem Krieg abzulenken Notlagenbestimmungen.

Russisch-Japanischer Krieg.

Im Jahr 1860 erwarb Russland von China das Gebiet der Pazifikküste zwischen den Flüssen Amur und Ussuri und gründete hier den Hafen von Wladiwostok. Im Jahr 1875 wurde die Insel Sachalin im Rahmen eines Abkommens mit Japan im Austausch gegen die Kurilen erworben. Der Bau der Transsibirischen Eisenbahn, der 1891 begann, stärkte Russlands Einfluss im Fernen Osten. Im Rahmen eines Abkommens mit China im Jahr 1896 erhielt Russland das Recht, eine Eisenbahn durch die Mandschurei zu bauen und so die Strecke nach Wladiwostok zu verkürzen, als Gegenleistung für die Garantie russischen Schutzes im Falle einer japanischen Aggression. Die Eisenbahn wurde 1903 gebaut.

Japan erlangte die Vorherrschaft in Ostasien, indem es China im Krieg von 1894–1895 besiegte. Auf der fernöstlichen Bühne erschien jedoch ein mächtigeres Russland. Im Jahr 1898 pachtete Russland die Liaodong-Halbinsel und andere Gebiete in der Südmandschurei und errichtete dort die Marinestützpunkte Port Arthur und Dalny. Im Jahr 1900 nutzte Russland die Niederschlagung des Yihetuan-Aufstands in China als Vorwand für die Besetzung der Mandschurei. Mit Unterstützung Großbritanniens und der USA forderte Japan den Abzug der russischen Truppen aus der Mandschurei. Russland schlug eine Kompromisslösung vor, doch Japan gab keine Antwort und brach am 24. Januar 1904 die diplomatischen Beziehungen zu Russland ab. In der Nacht des 27. Januar 1904 griffen die Japaner unerwartet russische Schiffe in Port Arthur und im koreanischen Hafen Chemulpo an. Die russische Armee war nicht kriegsbereit und erlitt eine Reihe demütigender Niederlagen bei Laoyang, Mukden und Port Arthur. Im Mai 1905 vernichteten die Japaner in der entscheidenden Seeschlacht von Tsushima tatsächlich das aus Kronstadt eingetroffene russische Geschwader. Der Krieg endete im August 1905 mit dem Frieden von Portsmouth. Gemäß der Vereinbarung wurden Russlands Konzessionen in der Südmandschurei und im Süden Sachalins an Japan abgetreten. Die Forderung nach Entschädigungen wurde von Russland abgelehnt.

Revolution von 1905.

Obwohl Russland nur sehr wenig Territorium verlor, führte der Krieg zu einer großen Demütigung. In vielen Städten und Industriegebieten kam es zu Unruhen. Die ersten Unruhen begannen im Jahr 1904, als die Befreiungsunion, bestehend aus Liberalen, Zemstvo-Beamten und Spezialisten, die Behörden öffentlich für die Niederlage im Russisch-Japanischen Krieg verantwortlich machte. Die RSDLP und die Sozialistische Revolutionäre Partei (SRs) nutzten die öffentliche Empörung aus. Im Juli 1904 töteten die Sozialrevolutionäre den Innenminister V. K. Plehve, und im Oktober verabschiedete die Befreiungsunion eine Resolution, die die Gewährleistung bürgerlicher Freiheiten und die Einberufung einer Nationalversammlung mit Gesetzgebungsbefugnissen forderte.

Zwischen 1901 und 1903 organisierte Oberst S. V. Subatow, Chef der Moskauer Sicherheitsabteilung, mehrere von der Polizei kontrollierte Gewerkschaften, die der Eindämmung von Radikalen dienen sollten. Der ehemalige Gefängnispriester G.A. Gapon sollte eine dieser Gewerkschaften leiten. Er befürwortete die Einführung eines 10-Stunden-Arbeitstages und höhere Löhne, obwohl die Radikalen in der Gewerkschaft auch politische Forderungen stellten – Meinungsfreiheit, repräsentative Regierung, Landübertragung an Bauern. Am 9. Januar 1905 führte Gapon einen friedlichen Protestmarsch an, an dem etwa 200.000 Arbeiter von St. Petersburg teilnahmen. Mit einer Petition an Nikolaus II. machten sich die Demonstranten auf den Weg zum Winterpalast. Der Kaiser war zu dieser Zeit nicht dort. Aus Angst vor Gewalt eröffneten die Palastwachen das Feuer und töteten und verwundeten Hunderte Teilnehmer der unbewaffneten Prozession. Dieser Tag wurde als „Bloody Sunday“ bekannt. Im Februar 1905 tötete der Sozialrevolutionär I.P. Kalyaev Großfürst Sergej Alexandrowitsch, den Moskauer Generalgouverneur und Onkel des Kaisers. Als Reaktion auf diesen Mord versprach Nikolaus II., im März eine Kommission gewählter Volksvertreter einzuberufen, um Gesetzesvorschläge zu erarbeiten. Da dieses Versprechen nicht erfüllt wurde, organisierten Professor P. N. Miljukow (1859–1943), mehrere Semstvo-Führer und eine Gruppe gemäßigter Sozialisten im Mai die „Union der Gewerkschaften“, deren Ziel die Einberufung der Verfassunggebenden Versammlung war. Im Frühjahr und Sommer 1905 kam es im ganzen Land zu Hunderten von Streiks und Bauernaufständen, und in der Armee kam es zu Unruhen. Im Sommer gab es etwa 50 Fälle von Ungehorsam von Soldaten und Seeleuten, darunter die berühmte Meuterei der Besatzung des Schlachtschiffs Prinz Potemkin Tauride. Aus Angst vor dem Ausmaß der revolutionären Bewegung gab Nikolaus II. im August ein Manifest über die Einberufung einer beratenden Versammlung namens Staatsduma heraus.

Im September 1905 begann in Moskau ein Massenstreik der Arbeiter, und am 8. Oktober stellten alle Eisenbahner in Russland ihre Arbeit ein. Danach begann ein gesamtrussischer Streik, der Nikolaus II. dazu zwang, am 17. Oktober ein Manifest herauszugeben, das volle bürgerliche Freiheiten vorsah und die Einberufung einer Duma mit Gesetzgebungsbefugnissen versprach. Es wurde eine teilweise politische Amnestie verhängt, restliche Lösegeldzahlungen der Bauern wurden gestrichen; Die Bauernbank wurde gegründet, um Landtransaktionen zu erleichtern. Die Gemäßigten begrüßten das Oktobermanifest und gründeten zwei reformistische Parteien – die Verfassungsdemokraten (Kadetten) und die Oktobristen.

Am 13. Oktober wurde in St. Petersburg ein revolutionärer Rat der Arbeiterdeputierten gegründet, der den Generalstreik leiten sollte. In Moskau wurde der Rat am 22. November gegründet. Er begann, bewaffnete Arbeitertrupps zu organisieren. Die Sowjets riefen im Dezember zum Generalstreik auf, worauf die Regierung mit Repression reagierte. Am 3. Dezember wurden die Führer (alle Sozialdemokraten) des St. Petersburger Rats verhaftet, und am 9. Dezember begann der Moskauer Rat, der ebenfalls von Marxisten angeführt wurde, einen bewaffneten Aufstand. Neun Tage lang kämpften Moskauer Arbeiter mit Regierungstruppen auf den Straßen, und erst am 18. Dezember musste der Rat nach dem Einsatz von Artillerie den Kampf einstellen.

Aus Angst vor der Revolution begann die Monarchie, Maßnahmen zur Stärkung der Autokratie zu ergreifen. Mit Erlass vom 5. März 1906 bestätigte der Kaiser seinen Status als Oberbefehlshaber und Chef der Außenpolitik sowie sein königliches Recht, Minister zu ernennen und zu entlassen.

Staatsduma.

Trotz des Sieges über die Revolutionäre genehmigte Nikolaus II. im April 1906 die Einberufung der Duma. Ihre Mitglieder wurden in allgemeiner Wahl (Männer) gewählt. Die Bolschewiki riefen zum Boykott der Wahlen auf, fanden jedoch keine Unterstützung, und 18 Sozialdemokraten der Menschewiki zogen in die Duma ein. Den größten Anteil erreichten die Liberalen (Kadetten). Bald geriet die Duma in der Frage der Landreform in Konflikt mit dem neuen Innenminister P.A. Stolypin und weigerte sich, Gesetze zu verabschieden, die nicht auf ihre Initiative hin entwickelt worden waren. Stolypin, der zu diesem Zeitpunkt Premierminister geworden war, überzeugte den Kaiser, die Duma aufzulösen, was am 9. Juli – 73 Tage nach ihrer Einberufung – geschah. Ungefähr 200 ehemalige Mitglieder der Duma versammelten sich in Wyborg, forderten ihre Wiederherstellung und riefen das Volk dazu auf, keine Steuern zu zahlen und Hindernisse für die Rekrutierung in die Armee zu schaffen. Am 12. August 1906 verübten selbstmörderische Sozialrevolutionäre eine Explosion in Stolypins Haus. Mehrere Dutzend Menschen kamen ums Leben, die Tochter und der Sohn des Premierministers wurden verletzt. Als Reaktion darauf richtete Stolypin Militärgerichte ein.

Stolypin suchte nach Möglichkeiten, die Bauerngemeinschaft zu untergraben und die Arbeit unternehmungslustiger Bauern anzuregen . Er unterstützte die Gründung der Bauernbank als Mittel zur Unterstützung von Bauern, die die Gemeinschaft verlassen und ihre eigenen Bauernhöfe gründen wollten, und entwickelte Maßnahmen, um die Umsiedlung unternehmungslustiger Bauern in neue Ländereien in Sibirien zu fördern. Infolge dieser Reformen in den Jahren 1906–1915 verließ ein Viertel der bäuerlichen Haushalte die Gemeinden und die Anbaufläche vergrößerte sich um 10 %.

Im Februar 1907 wurde die zweite Duma einberufen. Sie umfasste weniger Kadetten als die erste, bestand aber aus 65 Sozialdemokraten, überwiegend Menschewiki. Die Bolschewiki boykottierten diese Wahlen nicht, widersetzten sich jedoch dem Aufruf der Menschewiki zur Zusammenarbeit mit den Kadetten. Fraktionen der extremen Linken und der extremen Rechten weigerten sich, mit der Regierung zusammenzuarbeiten. Weniger als vier Monate nach ihrer Einberufung wurde die Zweite Duma aufgelöst, als Stolypin die Verhaftung von 16 Sozialdemokraten sicherstellte, denen vorgeworfen wurde, einen Sturz der Regierung geplant zu haben.

Die Dritte Duma wurde im November 1907 einberufen; seine Arbeit dauerte bis 1912. Die Vertretung von Bauern, nationalen Minderheiten und abgelegenen Regionen (Kaukasus, Sibirien, Zentralasien) wurde durch das neue Wahlgesetz reduziert. In der Duma gab es nur 19 Sozialdemokraten, sechs davon Bolschewiki. Die rechten und zentristischen Oktobristen bildeten die Mehrheit, und die Duma begann mit der Regierung zusammenzuarbeiten. Stolypin führte erfolgreich eine Militärreform durch und schaffte es, ein Netzwerk von Grund- und weiterführenden Schulen aufzubauen. „Geben Sie dem Staat 20 Jahre inneren und äußeren Frieden, und Sie werden Russland nicht anerkennen“, sagte Stolypin. Im September 1911 wurde er jedoch im Kiewer Opernhaus im Beisein des Kaisers vom sozialrevolutionären Geheimpolizeiagenten D. G. Bogrov tödlich verwundet. Im Juni 1912 wurde die Dritte Duma aufgelöst.

Im November 1912 wurde die Vierte Duma einberufen, die bis Oktober 1917 tagte. Ihr gehörten 14 Sozialdemokraten an, darunter sechs Bolschewiki (später stellte sich heraus, dass der Führer der bolschewistischen Fraktion, R. V. Malinovsky, ein Agent der zaristischen Geheimpolizei war). . Die Menschewiki gingen mit dem Slogan „Lasst uns die Duma den Händen der Reaktionäre entreißen“ zu den Wahlen, während die Bolschewiki mit dem Slogan „Lasst uns die demokratische Bewegung den Händen der Liberalen entreißen“ verwendeten. Das bolschewistische Programm wies auf die Sinnlosigkeit von Reformen hin und enthielt Forderungen zur Errichtung einer demokratischen Republik der Arbeiter und Bauern. Trotz der rechten Mehrheit stand die Vierte Duma sowohl vor als auch während des Ersten Weltkriegs häufig in Opposition zur Regierung.

Russland und der Erste Weltkrieg.

Unter Verwendung der Ideen des Panslawismus und der Orthodoxie, Russland zu Beginn des 20. Jahrhunderts. verstärkte seine Versuche, auf dem Balkan eine Hegemonie zu erreichen. Auch Österreich-Ungarn strebte danach. Der Balkan wurde als „Pulverfass Europas“ bezeichnet. Im Jahr 1907 wurde ein Bündnis zwischen Russland, Frankreich und Großbritannien gegründet – die Triple Entente (Entente). Sein Gegner war der Dreibund (gegründet 1882), dem Deutschland, Österreich-Ungarn und Italien angehörten. Potenzielle Konfliktfelder waren der Balkan und Kolonialbesitzungen in Afrika. Der erste Konflikt zwischen den beiden Blöcken brach 1906 auf der Algeciras-Konferenz aus, wonach das Protektorat über Marokko Frankreich und nicht Spanien, wie Deutschland wollte, zugesprochen wurde. Der zweite Konflikt (1908–1909) beeinflusste das Schicksal von Bosnien und Herzegowina, einer ehemaligen osmanischen Provinz auf dem Balkan, die von Slawen bewohnt war und nach dem Russisch-Türkischen Krieg von 1877–1878 unter die Kontrolle Österreich-Ungarns überging. Österreich-Ungarn wollte Bosnien und Herzegowina annektieren, doch Serbien stand dem feindlich gegenüber. Russland stimmte einer solchen Annexion unter der Bedingung zu, dass es die Kontrolle über die Meerengen Bosporus und Dardanellen erhielt. Doch am 24. September 1908 annektierte Österreich-Ungarn Bosnien und Herzegowina, ohne auf eine Einigung mit Russland zu warten. Europa stand am Rande eines Krieges. Serbien und Österreich-Ungarn tauschten Drohungen aus; Serbien wurde neben Russland von England und Frankreich unterstützt. Russland war nicht auf den Konflikt vorbereitet, und im Frühjahr 1909 hatte sich die Krisenatmosphäre teilweise verflüchtigt; Dennoch drohte ein großer Krieg.

1912 verschlechterte sich die Situation erneut; Die unter der Schirmherrschaft Russlands entstandene Balkanunion (Serbien, Bulgarien, Griechenland und Montenegro) besiegte die Türken. Allerdings gerieten die Gewinner schnell in Streit; Nachdem Serbien den Zweiten Balkankrieg (1913) über Bulgarien gewonnen hatte, wurde es zur dominierenden Macht auf dem Balkan.

Serbien hat sich mit Unterstützung Russlands die Vereinigung aller südslawischen Länder, einschließlich der Gebiete unter der Kontrolle Österreich-Ungarns, zum Ziel gesetzt. Am 15. (28.) Juni 1914 tötete ein Mitglied der Geheimgesellschaft „Junges Bosnien“ Gavrilo Princip Erzherzog Franz Ferdinand, den österreichisch-ungarischen Thronfolger, in Sarajevo. Die Österreicher stellten Serbien ein Ultimatum. Der russische Außenminister S.D. Sasonow warnte, dass im Falle eines Angriffs der Österreicher auf Serbien eine russische bewaffnete Intervention folgen würde. Dennoch erklärte Österreich-Ungarn am 15. (28.) Juli Serbien den Krieg; Am nächsten Tag begann Russland mit der allgemeinen Mobilisierung, und am 19. Juli (1. August) erklärte Deutschland Russland den Krieg. Frankreich und Großbritannien stellten sich auf die Seite Russlands. Etwas später trat Japan der Entente bei, und die Türkei und Bulgarien traten dem österreichisch-deutschen Block bei. Der Erste Weltkrieg begann.

Der Krieg war blutig und langwierig. Um den Franzosen zu helfen, marschierten die russischen Armeen Samsonow und Rennenkampf, die die Mobilisierung noch nicht abgeschlossen hatten, in Ostpreußen ein, wurden jedoch besiegt (August 1914). Eine ähnliche Offensive in Galizien (August-September 1914) war für die Russen erfolgreich. Im April 1915 durchbrachen deutsch-österreichische Truppen die Front und erreichten Ende 1915 die Linie Riga-Baranovichi-Tarnopol. Im April - Juli 1916 endete der Brussilow-Durchbruch bei Tarnopol mit der Niederlage der österreichisch-ungarischen Armeen, wurde jedoch von anderen Fronten nicht unterstützt. Die Truppen gingen zum Stellungskrieg über.

Zu dieser Zeit erlangte in St. Petersburg der „Seher“ der sibirischen Bauern Grigori Rasputin großen Einfluss auf die kaiserliche Familie – Kaiserin Alexandra Fjodorowna glaubte, dass er den an Hämophilie leidenden Zarewitsch Alexei (1904–1918) heilen konnte. Auf Anraten Rasputins wurden Schlüsselfiguren der Regierung abgesetzt und ernannt. Es kam zu einem Skandal, und im Dezember 1916 wurde Rasputin von Leuten aus dem Gefolge des Kaisers getötet, die glaubten, dass Russland aufgrund des Rasputinismus in tödlicher Gefahr sei.

Bis Ende 1916 hatte sich die Lage Russlands infolge einer Reihe militärischer Niederlagen, einer Verringerung der Nahrungsmittelversorgung in den Städten und einer Massenflucht verschlechtert. Im Dezember wurde die Duma aufgelöst, nachdem sie ihr Misstrauen gegenüber der Regierung zum Ausdruck gebracht hatte. Als es im Februar 1917 wieder zusammentrat, führten politische Aktionen, Streiks und Lebensmittelunruhen sowie der Ungehorsam der zu ihrer Unterdrückung entsandten Militäreinheiten zu Massenunruhen in Petrograd (wie St. Petersburg ab 1914 genannt wurde). Unter dem Druck der Duma-Delegation und der Generäle verzichtete Nikolaus II. am 2. März (15) 1917 zugunsten seines Bruders auf den Thron. Am nächsten Tag erklärte auch sein Bruder, Großfürst Michail Alexandrowitsch, seine Abdankung. Die Herrschaft der Romanows endete, die alte Ordnung in Russland gehörte für immer der Vergangenheit an.

ANWENDUNG

Das Höchste Manifest

„Zur Verbesserung der öffentlichen Ordnung“

Durch die Gnade Gottes, Wir, Nikolaus II., Kaiser und Autokrat von ganz Russland, Zar von Polen, Großfürst von Finnland und so weiter und so weiter und so weiter.

Unruhen und Unruhen in den Hauptstädten und an vielen Orten Unseres Reiches erfüllen Unser Herz mit großer und schwerer Trauer. Das Wohl des russischen Souveräns ist untrennbar mit dem Wohl des Volkes verbunden, und das Leid des Volkes ist sein Leid. Die jetzt entstandenen Unruhen können zu tiefer nationaler Unruhe führen und eine Bedrohung für die Integrität und Einheit unseres Staates darstellen.

Das große Gelübde des königlichen Dienstes befiehlt uns, mit allen Kräften unserer Vernunft und Macht für ein baldiges Ende der für den Staat so gefährlichen Unruhen zu kämpfen. Nachdem wir die zuständigen Behörden angewiesen haben, Maßnahmen zu ergreifen, um direkte Erscheinungsformen von Unruhen, Unruhen und Gewalt zu beseitigen, um friedliche Menschen zu schützen, die sich um die ruhige Erfüllung ihrer Pflichten bemühen, sorgen wir für eine möglichst erfolgreiche Umsetzung der allgemeinen Maßnahmen, die wir zur Befriedung ergreifen wollen Das Leben des Staates erkannte die Notwendigkeit, die Aktivitäten der Obersten Regierung zu vereinen.

Wir vertrauen der Regierung die Verantwortung an, unseren unnachgiebigen Willen zu erfüllen.

1. Gewähren Sie der Bevölkerung die unerschütterlichen Grundlagen der bürgerlichen Freiheit auf der Grundlage tatsächlicher persönlicher Unverletzlichkeit, Gewissens-, Meinungs-, Versammlungs- und Vereinigungsfreiheit.

2. Ohne die geplanten Wahlen zur Staatsduma zu stoppen, ziehen wir nun die jetzt völlig benachteiligten Bevölkerungsschichten für die Teilnahme an der Duma an, soweit dies der Kürze der verbleibenden Zeit bis zur Einberufung der Duma entspricht des Stimmrechts, die für diese Weiterentwicklung den Beginn des allgemeinen Wahlrechts der neu geschaffenen Gesetzgebungsordnung vorsah.

3. Stellen Sie als unerschütterliche Regel fest, dass kein Gesetz ohne die Zustimmung der Staatsduma in Kraft treten kann und dass den vom Volk gewählten Personen die Möglichkeit gegeben wird, sich tatsächlich an der Überwachung der Ordnungsmäßigkeit des Handelns der von uns ernannten Behörden zu beteiligen.

Wir rufen alle treuen Söhne Russlands auf, sich an ihre Pflicht gegenüber dem Vaterland zu erinnern, dazu beizutragen, dieser beispiellosen Unruhe ein Ende zu setzen und gemeinsam mit Uns alle ihre Kräfte einzusetzen, um Ruhe und Frieden in ihrem Heimatland wiederherzustellen.

Gegeben in Peterhof, am 17. Oktober, im Jahr der Geburt Christi 1915, dem elften Jahr unserer Herrschaft.

Im Namen Seiner Kaiserlichen Majestät

handsigniert: „NIKOLAY“.

Aus statistischen Indikatoren des Russischen Reiches

Tabelle 1. Bevölkerungsreproduktion in den größten Ländern der Welt im Jahr 1913 (in %)

Tabelle 2. Privater Landbesitz in 47 Provinzen des europäischen Russlands in den Jahren 1905–1914

Tabelle 3. Brotertrag in Russland und anderen Ländern im Jahr 1913

Tabelle 4. Durchschnittspreise für Grundnahrungsmittel und Arbeitskräfte in St. Petersburg im Jahr 1913

Tabelle 5. Referenzpreise für Lebensmittel, Treibstoff und Arbeitskräfte in Moskau in den Jahren 1910–1913

Tabelle 6. Verteilung der Wirtschaftsstreiks und ihrer Teilnehmer in der Fabrikindustrie des europäischen Russlands nach ihren Ergebnissen in den Jahren 1910–1913

Tabelle 7. Anzahl und Spezialisierung der Absolventen russischer Universitäten in den Jahren 1900–1913

Tabelle 8. Organisation der medizinischen Versorgung in Russland im Jahr 1912

Tabelle 9. Infektionskrankheiten in Russland im Jahr 1912

Tabelle 10. Statistik der Angeklagten und Verurteilten im Jahr 1912 nach Bezirksgerichten und Justizkammern nach Art der Straftat

Tabelle 11. Statistik der Angeklagten und Verurteilten im Jahr 1912 durch Amtsgerichte und Justizverwaltungsinstitutionen, die gemäß den Gesetzen vom 12. Juli 1889 eingerichtet wurden, nach Art der Straftat

Tabelle 12. Von allgemeinen Gerichten und Amtsgerichten im Jahr 1912 verurteilte Verbrechen (nach Begehungsort)

Tabelle 13. Todesstrafe in Russland 1905–1913

(((1006271-T-128)))

Literatur:

Klyuchevsky V.O. Werke in 9 Bänden. M., 1987–1993
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Ilovaisky D.I. Russische Geschichte. M., 1998
Fedorov B.A. Russische Geschichte. 1861–1917. M., 1998
Danilov A.A. Russische Geschichte. 9.–19. Jahrhundert. M., 1999

Achtzehn Jahre lang war das Schicksal des russischen Staates und Volkes mit der Persönlichkeit Boris Godunows verbunden. Die Familie dieses Mannes stammte vom tatarischen Murza Chet ab, der im 14. Jahrhundert akzeptierte. in der Horde wurde er von Metropolit Peter getauft und ließ sich unter dem Namen Sacharja in Russland nieder. Ein Denkmal der Frömmigkeit dieses neu getauften Tataren war das Ipatsky-Kloster, das er in der Nähe von Kostroma errichtete und das zum Familienheiligtum seiner Nachkommen wurde. Sie versorgten dieses Kloster mit Opfergaben und wurden darin begraben. Der Enkel von Zachariah Ivan Godun war der Stammvater dieser Linie der Familie Murza Cheti, die den Namen Godunov vom Spitznamen Godun erhielt. Godongs Nachkommen haben sich deutlich verzweigt. Die Godunows besaßen Ländereien, spielten aber keine wichtige Rolle in der russischen Geschichte, bis einem der Urenkel des ersten Godunows die Ehre zuteil wurde, der Schwiegervater von Zarewitsch Fjodor Iwanowitsch zu werden. Dann erschien am Hofe des Zaren Iwan der Bruder von Fjodors Frau Boris, verheiratet mit der Tochter des Zarenlieblings Maljuta Skuratow, als nahestehende Person. Zar Iwan verliebte sich in ihn. Der Aufstieg von Einzelpersonen und Familien durch die Verwandtschaft mit Königinnen war ein weit verbreitetes Phänomen in der Geschichte Moskaus, aber dieser Aufstieg war oft fragil. Die Angehörigen des Ivanov-Ehegatten starben zusammen mit anderen Opfern seiner Blutrünstigkeit. Boris selbst war aufgrund seiner Nähe zum Zaren in Gefahr; Sie sagen, dass der König ihn heftig mit seinem Stab geschlagen habe, als Boris sich für Zarewitsch Iwan einsetzte, der von seinem Vater getötet wurde. Doch Zar Iwan selbst trauerte um seinen Sohn und begann daraufhin, Boris für seinen Mut noch mehr als zuvor Gunst zu erweisen, was diesen allerdings mehrere Monate Krankheit kostete. Gegen Ende seines Lebens begann Zar Iwan jedoch unter dem Einfluss anderer Günstlinge, Godunow schief anzusehen, und vielleicht hätte es Boris schlecht ergangen, wenn Iwan nicht plötzlich gestorben wäre.

Kostomarov N.I. Russische Geschichte in den Biografien ihrer Hauptfiguren. - M., 1993; 2006. Erster Abschnitt: Herrschaft des Hauses St. Wladimir. Kapitel 23. Boris Godunov http://www.gumer.info/bibliotek_Buks/History/kost/23.php

BORIS GODUNOV IM FALL VON ZAREWITSCH DIMITRY

[…] Im Jahr 1592 schickte Godunow seine vertrauenswürdigen Leute nach Uglitsch, um die Zemstvo-Angelegenheiten und den Haushalt von Königin Martha zu überwachen: den Beamten Michail Bityagowski mit seinem Sohn Daniil und seinem Neffen Katschalow. Die nackten Menschen und die Königin selbst duldeten diese Menschen nicht. Die Nackten stritten unaufhörlich mit ihnen. Am 15. Mai 1591, mittags, schlug der Küster der Uglitscher Domkirche Alarm. Von allen Seiten rannten Menschen zum Hof ​​der Königin und sahen den toten Prinzen mit durchschnittener Kehle. Die verzweifelte Mutter beschuldigte die von Boris geschickten Leute des Mordes. Das Volk tötete Michail und Danil Bityagovsky und Nikita Katschalow, schleppte den Sohn der Mutter des Fürsten, Wolochowa, in die Kirche zur Königin und tötete sie auf ihren Befehl hin vor ihren Augen. Mehrere weitere Menschen wurden wegen des Verdachts einer Vereinbarung mit den Mördern getötet.

Sie ließen es Moskau wissen. Boris schickte den Bojarenfürsten Wassili Iwanowitsch Schuiski und den Okolnichy Andrei Kleschnin zur Untersuchung. Letzterer war ein Mann, der Boris völlig ergeben und unterwürfig war. Der erste gehörte zu einer Familie, die Boris nicht wohlgesinnt war, aber angesichts der damaligen Umstände musste er wohl oder übel unter seinem Deckmantel handeln. Es gab keine Zeugen für den Mord. Auch Kriminelle. Shuisky, ein schlauer und ausweichender Mann, rechnete damit, dass er, wenn er die Ermittlungen so führen würde, dass Boris mit ihm unzufrieden wäre, Boris trotzdem nichts antun würde, weil derselbe Boris der oberste Richter sein würde und sich anschließend unterwerfen würde zu seiner Rache. Shuisky beschloss, die Ermittlungen so durchzuführen, dass Boris damit vollkommen zufrieden sein würde. Die Untersuchung wurde auf unehrliche Weise durchgeführt. Alles war so angespannt, dass es aussah, als hätte sich der Prinz erstochen. Sie untersuchten die Leiche nicht: Die Menschen, die Bityagovsky und seine Kameraden töteten, wurden nicht verhört. Auch die Königin wurde nicht gefragt. Zeugenaussagen verschiedener Personen, mit Ausnahme der Aussage eines gewissen Michail Nagoy, sagten eines: dass der Prinz sich in einem Anfall von Epilepsie erstochen hatte. Einige haben offensichtlich gelogen und gezeigt, dass sie selbst gesehen haben, wie die Sache passiert ist, andere haben dasselbe gezeigt, ohne sich als Augenzeugen zu identifizieren. Der Leichnam des Fürsten wurde in der Uglitsky-Erlöserkirche beigesetzt. Kostomarov N.I. Russische Geschichte in den Biografien ihrer Hauptfiguren. - M., 1993; 2006. Erster Abschnitt: Herrschaft des Hauses St. Wladimir. Kapitel 23. Boris Godunov http://www.gumer.info/bibliotek_Buks/History/kost/23.php

BORIS' WAHL: VOR- UND NACHTEILE

Für Godunow gab es einen Patriarchen, der ihm alles verdankte, einen Patriarchen, der an der Spitze der Verwaltung stand; Für Godunow kam es unter Theodor zu einer langfristigen Nutzung der königlichen Macht, die ihm umfangreiche Mittel bescherte: Überall – in der Duma, in den Orden, in der Regionalverwaltung – gab es Menschen, die ihm alles verdankten, die verlieren konnten alles, wenn der Herrscher nicht König würde; Die Nutzung der königlichen Macht unter Theodore brachte Godunow und seinen Verwandten enormen Reichtum und auch ein mächtiges Mittel, um Gratulanten zu gewinnen; Für Godunow war es so, dass seine Schwester, obwohl sie in einem Kloster eingesperrt war, als regierende Königin anerkannt wurde und alles nach ihrem Erlass geschah: Wer außer ihrem eigenen Bruder konnte ihr das Zepter aus der Hand nehmen? Schließlich war Theodores Regierungszeit für die Mehrheit, und zwar eine große Mehrheit, eine glückliche Zeit, eine Zeit der Ruhe nach den Problemen der vorherigen Herrschaft, und jeder wusste, dass Godunow den Staat unter Theodore regierte.

Einstellung zur Bildung

In seiner eifrigen Liebe zur staatsbürgerlichen Bildung übertraf Boris alle ältesten Kronträger Russlands und hatte die Absicht, Schulen und sogar Universitäten zu gründen, um jungen Russen europäische Sprachen und Wissenschaften beizubringen. 1600 schickte er den Deutschen John Kramer nach Deutschland und ermächtigte ihn, dort nach Moskau zu suchen und Professoren und Ärzte zu holen. Dieser Gedanke erfreute viele eifrige Freunde der Aufklärung in Europa: Eine von ihnen, eine Rechtslehrerin namens Tovia Lontius, schrieb an Boris (in Genf 1601): „Eure Königliche Majestät, Sie wollen der wahre Vater des Vaterlandes sein und Geld verdienen.“ weltweit, unsterbliche Herrlichkeit. Du wurdest vom Himmel auserwählt, eine große, für Russland neue Sache zu vollbringen: den Geist deiner unzähligen Menschen zu erleuchten und dadurch ihre Seele zusammen mit der Staatsmacht zu erheben, indem du dem Beispiel Ägyptens, Griechenlands, Roms und der USA folgst berühmte europäische Mächte, die mit den Künsten „und den edlen Wissenschaften“ aufblühten. Diese wichtige Absicht wurde, wie sie schreiben, durch die starken Einwände des Klerus, der dem Zaren vorlegte, dass Russland in der Welt durch die Einheit des Rechts gedeihe, nicht erfüllt und Sprache, dass der Unterschied der Sprachen auch zu einem für die Kirche gefährlichen Gedankenunterschied führen kann, dass es auf jeden Fall unklug ist, den Unterricht der Jugend Katholiken und Lutheranern anzuvertrauen. Um Universitäten in Russland zu errichten, sandte der Zar 18 junge Bojaren gingen nach London, nach Lübeck und nach Frankreich, um wie junge Engländer und Franzosen Fremdsprachen zu lernen, und gingen dann nach Moskau, um Russisch zu lernen. Mit seinem natürlichen Verstand verstand er die große Wahrheit, dass das öffentliche Bildungswesen eine Staatsmacht ist, und da er darin die unbestrittene Überlegenheit anderer Europäer sah, rief er aus England, Holland und Deutschland nicht nur Ärzte, Künstler, Handwerker, sondern auch Beamte zu sich dienen. […] Im Allgemeinen war er Menschen mit gebildetem Geist gegenüber positiv eingestellt, er hatte eine große Zuneigung zu seinen ausländischen Ärzten, sah sie jeden Tag, sprach über Regierungsangelegenheiten und über den Glauben; Er bat sie oft, für ihn zu beten, und nur um ihnen eine Freude zu machen, stimmte er der Erneuerung der lutherischen Kirche in der Siedlung Yauzskaya zu. Der Pfarrer dieser Kirche, Martin Behr, dem wir die kuriose Geschichte der Zeit Godunows und der folgenden verdanken, schreibt: „Die Moskauer Deutschen hörten friedlich der christlichen Lehre zu und verherrlichten feierlich den Allmächtigen gemäß den Riten ihres Glaubens.“ weinten vor Freude, dass sie dieses Glück noch erleben durften!“

Karamzin N.M. Geschichte der russischen Regierung. T. 11. Kapitel I http://magister.msk.ru/library/history/karamzin/kar11_01.htm

BEWERTUNGEN VON BORIS GODUNOV

Wenn Boris ein Mörder ist, dann ist er ein Bösewicht, wie Karamzin ihn darstellt; wenn nicht, dann ist er einer der nettesten Moskauer Könige. Mal sehen, inwieweit wir Grund haben, Boris für den Tod des Prinzen verantwortlich zu machen und an der Glaubwürdigkeit der offiziellen Ermittlungen zu zweifeln. Die offizielle Untersuchung ist natürlich weit davon entfernt, Boris die Schuld zuzuschieben. In diesem Fall sollten Ausländer, die Boris beschuldigen, als sekundäre Quelle im Hintergrund stehen, da sie nur russische Gerüchte über den Fall Dmitry wiederholen. Es bleibt eine Art von Quellen übrig – die Legenden und Geschichten des 17. Jahrhunderts, die wir betrachtet haben. Auf sie verlassen sich Boris-feindliche Historiker. Lassen Sie uns auf dieses Material eingehen. Die meisten Chronisten, die gegen Boris sind, geben, wenn sie über ihn sprechen, entweder zu, dass sie nach Gehör schreiben, oder sie loben Boris als Person. Indem sie Boris als Mörder verurteilen, wissen sie erstens nicht, wie sie, wie wir gesehen haben, die Umstände des Mordes an Dmitri konsequent vermitteln und darüber hinaus interne Widersprüche zulassen sollen. Ihre Geschichten wurden lange nach dem Ereignis zusammengestellt, als Dmitri bereits heiliggesprochen worden war und als Zar Wassili, nachdem er auf eigene Ermittlungen im Fall Dmitri verzichtet hatte, öffentlich Boris für die Ermordung des Prinzen verantwortlich machte und dies zu einer offiziell anerkannten Tatsache wurde. Es war damals unmöglich, dieser Tatsache zu widersprechen. Zweitens basieren alle Legenden über die Unruhen im Allgemeinen auf einer sehr kleinen Anzahl unabhängiger Ausgaben, die von späteren Compilern umfassend überarbeitet wurden. Eine dieser unabhängigen Ausgaben (die sogenannte „Andere Legende“), die verschiedene Zusammenstellungen stark beeinflusste, stammte vollständig aus dem Lager von Godunows Feinden – den Schuiskys. Wenn wir die Zusammenstellungen nicht berücksichtigen und nicht berücksichtigen, stellt sich heraus, dass nicht alle unabhängigen Legendenautoren gegen Boris sind; Die meisten von ihnen sprechen sehr mitfühlend über ihn, aber oft schweigen sie einfach über Dmitrys Tod. Darüber hinaus sind die Boris-feindlichen Legenden in ihren Rezensionen so voreingenommen ihm gegenüber, dass sie ihn eindeutig verleumden, und ihre Verleumdungen gegen Boris werden selbst von seinen Gegnern, den Wissenschaftlern, nicht immer akzeptiert; Boris wird beispielsweise Folgendes zugeschrieben: die Brandstiftung Moskaus im Jahr 1591, die Vergiftung von Zar Feodor und seiner Tochter Feodosia.

Diese Geschichten spiegeln die Stimmung der Gesellschaft wider, die sie geschaffen hat; Ihre Verleumdung ist alltägliche Verleumdung, die direkt aus alltäglichen Beziehungen entstehen kann: Boris musste unter Fjodor unter ihm feindlich gesinnten Bojaren (den Schuiskys und anderen) agieren, die ihn hassten und ihn gleichzeitig als ungeborene Macht fürchteten. Zuerst versuchten sie, Boris durch offenen Kampf zu vernichten, aber es gelang ihnen nicht; Es ist ganz natürlich, dass sie aus demselben Grund begannen, seinen moralischen Ruf zu untergraben, und das gelang ihnen besser.

Die Regierungszeit von Boris Godunow wird von Historikern insgesamt nur kurz negativ bewertet. Aber wenn man sich dieses Thema im Detail anschaut und Godunows Politik genauer betrachtet, wird klar, dass nicht alle Initiativen des gewählten Zaren negativ waren. Im Gegenteil wird deutlich, dass viele Unternehmungen Boris Godunows sehr vielversprechend waren.

Das offizielle Datum der Regierungszeit von Boris ist 1598–1604, aber er war viel länger an der Macht. Nachdem sein Sohn den Thron bestiegen hatte, gehörte Godunow zu denjenigen, die dem neuen König nahe standen. Allmählich gewann er mehr Vertrauen und Macht und wurde schließlich Regent unter Zar Fjodor, der schwachsinnig war. Tatsächlich war seine Macht für niemanden unbegrenzt.

Die Regierungszeit von Boris Godunow

Die Regierungszeit von Boris Godunow wurde für ihn zu einer goldenen Zeit. Es lohnt sich, sich ein wenig an die Herkunft der Familie Godunow in Russland zu erinnern. Der Vorfahre der Godunows war der Tatar Murza Cheta. Er war ein Überläufer und verließ die Horde unter Ivan Kalita. Auf dem Territorium der Rus ließ er sich taufen und gründete später das später berühmte Ipatjew-Kloster. Darüber hinaus wurde Chet gleichzeitig Gründer mehrerer Familien. Dies waren Namen wie:

• Godunovs;
• Saburovs und andere;

Boris selbst galt als gutaussehend. Trotz seiner geringen Körpergröße war seine Figur kräftig, aber auch zerbrechlich. Boris war wahrscheinlich in der Lage zu überzeugen, beherrschte die Sprache gut und konnte die Leute dazu bringen, sich selbst zuzuhören, obwohl seine Ausbildung viel zu wünschen übrig ließ. Das Wichtigste ist, dass er ein zielstrebiger Mensch war; er gab keine Minute auf und versuchte, näher an das Top-Management heranzukommen.

Sein beruflicher Werdegang war wie folgt:

1. 1581 - Bojar Boris Godunow;
2. Seit 1584 trug Godunow mehrere Titel, wie zum Beispiel:
   • Stallmeister;
   • In der Nähe des Großen Bojaren;
   • Gouverneur der Königreiche Kasan und Astrachan.
3. Im Jahr 1594 verlieh ihm die königliche Urkunde den Titel eines Herrschers, obwohl Fedor zu dieser Zeit noch König war. Interessant ist, dass ein Jahr später der Sohn von Boris Godunow offiziell zum Herrscher ernannt wurde.

Ein großer Tyrann und Mörder, der den Staat einer schrecklichen Hungersnot aussetzte und ihn in das Chaos der Zeit der Unruhen verwickelte. Gleichzeitig stärkte Russland während der siebenjährigen Regierungszeit von Boris Godunow seinen Einfluss und seine eigenen Grenzen, doch interne Konflikte provozierten die Thronbesteigung eines Betrügers.

Boris wurde 1552 in der Familie eines Gutsbesitzers geboren, der in der Nähe der Stadt Vyazma lebte. Der Stammbaum der Godunows geht auf den tatarischen Tschet-Murza zurück, der sich während der Herrschaft von in Russland niederließ. Boris' Vorfahren sind Kostroma-Bojaren, die im Laufe der Zeit zu Vyazma-Grundbesitzern wurden.

Als Provinzadliger erhielt der junge Mann eine Ausbildung, wurde jedoch nicht mit der Heiligen Schrift vertraut. Das Studium der Kirchenbücher galt als grundlegender Bestandteil des Studiums, Lücken in diesem Bereich waren daher nicht zulässig. Zeitgenossen nannten den zukünftigen König einen schlecht gebildeten und bösen Jugendlichen. Alphabetisierung und kalligraphische Handschrift wurden nicht berücksichtigt.

Annäherung an das königliche Gefolge

Im Jahr 1565 kämpfte er für die ungeteilte Macht und teilte dafür Rus in Zemshchina und Opritschnina auf. Letzterer gründet eine eigene Duma, eigene Ministerien und eine eigene Armee. Es stellte sich heraus, dass die Besitztümer der Godunows auf der Seite der Opritschnina-Länder lagen, und Dmitri Iwanowitsch (Boris‘ Onkel) trat in das Militärkorps ein. Auf Kosten der in Ungnade gefallenen Bojaren vermehrte er sein Vermögen. Der Zar würdigte Dmitri‘ Verdienste, brachte ihn näher an den Hof und verlieh ihm einen hohen Rang.

Nach dem Tod ihrer Eltern Irina und Boris Godunov übernahm ihr Onkel das Sorgerecht für die Kinder. Ständiges Reisen war für die vollständige Erziehung seines Nachwuchses nicht förderlich, daher ließ Dmitri die Waisenkinder nach Absprache mit dem Autokraten im Kreml unterbringen. Die Kinder wuchsen zusammen mit den königlichen Erben in völligem Komfort auf. Iwan der Schreckliche unterhielt sich gern mit dem jüngeren Godunow und befahl ihm sogar, seine eigenen weisen Gedanken aufzuschreiben.

Der junge Mann fühlte sich von Macht und höfischem Luxus angezogen, war jedoch erstaunt über die Folter, der Iwan der Schreckliche die Rebellen aussetzte. Während er im Staatsgefolge war, musste er die Hinrichtungen und Folterungen der in Ungnade gefallenen Menschen beobachten. Der Junge erkannte schnell, dass er das blutige Gericht nicht überleben würde, wenn er nicht lernen würde, Mitleid und Gefühle zu kontrollieren. Er wurde gezwungen, Folterinstrumente in die Hand zu nehmen und gemeinsam mit Grosny und den Gardisten „Spaß zu haben“.

Im Alter von 18 Jahren übernahm er die Stelle des staatlichen Bettwächters. Der vorherige wurde durch Aufspießen hingerichtet. Aufgrund seiner Pflicht wird der junge Mann nun zum Auge und Ohr des Zaren und ist für den Kreml-Haushalt und die Sicherheit verantwortlich. Heuchelei und Intrigen hinter den Kulissen sind nun die natürlichen Elemente von Boris, der gezwungen ist, gegen seine Rivalen zu kämpfen.

Ich mochte den klugen Höfling, der um sein Leben fürchtete und treue Verbündete suchte. Maljuta gab Godunow seine jüngste Tochter Maria und seine älteste Tochter zur Frau.

Im Jahr 1571 verlobte ein junger Höfling den Sohn von Iwan dem Schrecklichen mit einer Verwandten, Evdokia Saburova. Der Autokrat mochte die Schwiegertochter nicht, die dem Mädchen Respektlosigkeit vorwarf und sie in ein Kloster schickte. Boris erfuhr, dass der lüsterne Schwiegervater die junge Schönheit belästigte und wurde nach einer kategorischen Weigerung wütend. Godunow teilte seine Meinung einem Freund mit, der die Information sofort dem König übermittelte.

Die Karriere des Bettmädchens geriet ins Wanken. Jetzt wird der wütende Grosny jederzeit den Befehl zur Hinrichtung erteilen. Der Mann wurde von seiner geliebten Schwester Irina aus der Folterkammer gerettet, die Fjodor (den Sohn des Zaren) überredete, die Frage der Begnadigung zu klären. Das Mädchen war berühmt für ihre Intelligenz, Alphabetisierung und Schönheit. Fjodor mochte die charmante Irina seit seiner Kindheit, achtete jedoch nicht auf die sprachlosen Annäherungsversuche.

Die Schönheit las gern, lernte gerne Lesen und Schreiben und zeigte Erfolg in Mathematik. Als ihrem Bruder eine schreckliche Gefahr drohte, eilte Irina mit Gebeten zum königlichen Sohn und er überzeugte seinen Vater, die Familie Godunov zu verschonen. Aus Dankbarkeit musste das Mädchen den idiotischen Fjodor heiraten, Boris wurde der Titel eines Bojaren verliehen.

Während der Herrschaft von Feodor

Im Jahr 1581 tötet der Zar im Eifer eines Skandals seinen eigenen Sohn Iwan. Fjodor Ioannowitsch wird zum Anwärter auf den Thron. Nach drei Jahren stirbt Grosny einen schrecklichen Tod und erstickt an seinem eigenen Blut. Die Leute sagten, der Autokrat sei durch das vergossene Blut der unschuldig Getöteten erwürgt worden. Der einzige Erbe wird neuer Herrscher.

Fedor hatte es satt, den vergoldeten Apfel zu halten, der die Macht symbolisierte, und gab Godunow das Symbol. Diese Ereignisse werden nach Ansicht der Höflinge historisch. Im Kreml wird dringend ein Regentschaftsrat eingerichtet, dem Jurjew, Belski, Mstislawski, Schuiski und Godunow angehören. Die Bojaren erkannten, dass dieser König nicht in der Lage war, das Land zu regieren, und am Hof ​​​​brach ein erbitterter Kampf um den Thron aus.

Godunow lenkte die Unruhen in der Bevölkerung in eine positive Richtung, indem er Welski der Hinrichtung, Folter und Misshandlung seiner Untertanen vorwarf. Der ehemalige Favorit wurde ins Exil geschickt. Es folgte ein schwieriger Kampf mit den Bojarenfamilien, die die Macht nicht mit dem „wurzellosen Emporkömmling“ teilen wollten. Die Bojaren handelten mit Gewalt, und Boris handelte mit Intrigen und List.

Nachdem er sich mit seinen Gegnern auseinandergesetzt hatte, beschloss der zukünftige König, den letzten Anwärter auf den Thron zu eliminieren. Grosny hatte noch einen weiteren Nachkommen – Zarewitsch Dmitri, der mit seiner Mutter nach Uglitsch verbannt wurde. Das Kind starb 1591, nachdem es während eines epileptischen Anfalls über ein Messer gestolpert war. Eine eigens eingesetzte Kommission fand im Tod des Prinzen keine Spuren von Verbrechen. Der Schwager des Zaren wurde nicht beschuldigt, Dmitri getötet zu haben, da es keine direkten Beweise für die Schuld gab, sondern nur indirekte Beweise.

Dieser Moment der Biografie wurde in der Tragödie „Boris Godunow“ wunderbar mit einer poetischen Zeile ausgedrückt:

„Und alles fühlt sich übel an und mir dreht sich der Kopf,
Und die Jungs haben blutige Augen ...
Und ich renne gern, aber da ist nirgendwo... schrecklich!
Ja, erbärmlich ist der, dessen Gewissen unrein ist.“

1869 schrieb der Komponist Mussorgski, beeindruckt von dem Gedicht, eine gleichnamige Oper, in der er detailliert die Beziehung zwischen Volk und Herrscher darlegte.

Reformen

Ein seltener Intrigant und geschickter Politiker regierte das Land 13 Jahre lang und versteckte sich hinter dem Namen Fjodor Ioannowitsch. In dieser Zeit wurden in Russland Städte, mächtige Festungen und Tempel gebaut. Talentierte Bauherren und Architekten erhielten Gelder aus der Staatskasse. In Moskau entstand das erste Wasserversorgungssystem namens Kreml. Im Jahr 1596 wurde auf Erlass von Godunow die Festungsmauer von Smolensk errichtet, um die Westgrenzen Russlands vor den Polen zu schützen.

Boris beauftragte Fjodor Saweljew mit dem Bau der Außenmauer, die die Weiße Stadt umgibt. Ausländer, die Moskau besuchten, schrieben in ihren Tagebüchern, dass es nun unmöglich sei, die Stadt im Sturm zu erobern. Der Krim-Khan Kazy-Girey bestätigte lediglich die Meinung der Ausländer, da er Angst hatte, die Festungsmauern zu belagern. Dafür wurde dem königlichen Gouverneur der Titel „Zarendiener“ verliehen, der als Ehrentitel galt.

Dank Godunow wurde 1595 ein Abkommen mit den Schweden unterzeichnet, das den drei Jahre dauernden russisch-schwedischen Krieg beendete. Unter der strengen Führung des russischen Politikers zogen sich Korela, Iwangorod, Yam und Koporye zurück. Gleichzeitig wurde das Patriarchat gegründet, was es der orthodoxen Kirche ermöglichte, sich vom byzantinischen Patriarchat zu lösen.

Setzen Sie eine Frist für die Suche nach flüchtigen Bauern. Nun wurde fünf Jahre lang nach Sklaven gesucht und dann die Freiheit erklärt. Er befreite das Land von Grundbesitzern, die Ackerland mit eigenen Händen bewirtschafteten, ohne auf die Anstellung von Arbeitskräften zurückzugreifen, von der Steuer.

Regieren

Im Januar 1598 starb der letzte Angehörige der Familie Rurik – Fedor. Die Witwe des Herrschers, Irina, wurde zur vorübergehenden Herrscherin ernannt. Es gibt keine direkten Thronfolger, daher ist der Weg ins Königreich für Godunow frei. Der einberufene Zemsky Sobor wählte einstimmig einen Herrscher. Eine wesentliche Rolle spielte dabei die Tatsache, dass der verstorbene Zar als Aushängeschild galt und nur Boris den Staat regierte.

Nachdem ein Mann den Thron bestiegen hat, versteht er, dass ein Hut eine schwere Last ist. Wenn die ersten drei Regierungsjahre von der Blütezeit der Rus geprägt sind, dann machen spätere Ereignisse die Errungenschaften zunichte. Im Jahr 1599 unternahm er einen Versuch einer Annäherung an den Westen, da er erkannte, dass das russische Volk in Bildung und Medizin im Rückstand war. Die Höflinge rekrutieren auf königlichen Erlass Handwerker und Ärzte im Ausland, mit denen Boris jeweils persönlich spricht.

Ein Jahr später beschloss der Souverän, in Moskau eine höhere Bildungseinrichtung zu eröffnen, an der ausländische Lehrer arbeiten sollten. Zur Umsetzung des Projekts schickt er begabte junge Menschen nach Frankreich, England und Österreich, um Erfahrungen im Unterrichten zu sammeln.

Im Jahr 1601 kam es in Russland aufgrund von Ernteausfällen und frühen Frösten zu einer großen Hungersnot. Durch königlichen Erlass wurden die Steuern gesenkt, um seinen Untertanen zu helfen. Boris ergriff Maßnahmen, um die Hungernden zu retten, indem er Geld und Getreide aus der Staatskasse verteilte. Die Brotpreise stiegen um das Hundertfache, aber der Autokrat bestrafte die Spekulanten nicht. Die Schatzkammer und die Scheunen wurden schnell geleert.

Die Bauern aßen Quinoa, Hunde und Katzen. Fälle von Kannibalismus sind häufiger geworden. Die Moskauer Straßen waren voller Leichen, die die Bogenschützen in Skudelnitsa (gemeinsame Gräber) warfen. Godunow appellierte an das Volk mit der Bitte, Ruhe zu bewahren. Die Massen wurden durch einen solchen Appell aufgewühlt; die Bauern betrachteten diese Rede als die Schwäche des Herrschers.

127.000 Menschen starben an der Hungersnot. Es kursieren Gerüchte, dass Gott Rus eine Strafe für die illegale Thronfolge schickt. Die Unzufriedenheit der Bauern entwickelt sich zu einem von Cotton angeführten Aufstand. Die Rebellentruppen wurden von der Armee unterhalb der Stadtmauern besiegt. Danach stabilisierte sich die Situation nicht, da Gerüchte aufkamen, dass Zarewitsch Dmitri noch am Leben sei.

Falscher Dmitri

Boris Godunov versteht, dass die Position des falschen Dmitry viel stärker ist als seine eigene, weil die Leute den Betrüger für den Sohn von Iwan dem Schrecklichen halten. Vertrauenswürdige Personen sammelten Informationen und versorgten den Zaren mit Fakten darüber, dass sich unter dem Bild des Zarewitsch eine äußerst unangenehme Person verbarg – der entmachtete Mönch Grigory Otrepyev. Das russische Volk glaubte, dass ein wahrer Erbe gekommen sei, der es vor Hunger und Kälte retten würde.

Die Polen stellten Geld zur Verfügung, um die Armee von Otrepiev aufzustellen, der sich darauf vorbereitete, in den Krieg um den Thron zu ziehen. Der selbsternannte Prinz wurde auch von den Russen unterstützt, sogar die Armee in Abteilungen stand unter dem Banner des Betrügers. Die Versammlung der Plünderer und Banditen siegte nicht und „Grigori-Dmitri“ floh nach Putivl. Die Nachricht freute Godunow, der den Verrat seiner Höflinge und Truppen nur schwer ertragen konnte.

Privatleben

Sie wurde die Frau des ersten gewählten Königs. Über das Mädchen sind nur wenige Fakten überliefert. Aber diejenigen, die bekannt sind, stellen Maria in einem schmeichelhaften Licht dar. Eine wohlerzogene, unterwürfige Schönheit wird zur treuen Begleiterin ihres Mannes. In den zehn Ehejahren bekam das Paar kein einziges Kind, und die Ärzte zuckten nur mit den Schultern und verwiesen auf die natürliche Kinderlosigkeit der Frau.

Der verzweifelte Ehemann schickte einen berühmten Arzt aus England, der es schaffte, den Gesundheitszustand des Mädchens zu verbessern. Zwei Jahre später erschienen zwei Kinder in der Familie – Sohn Fedor und Tochter Ksenia. Godunov verbrachte seine Freizeit mit seiner Familie und sagte, dass er sich nur in Gegenwart seiner Lieben vollständig ausruhte. Der Herrscher sah die Zukunft seiner eigenen Dynastie in seinen eigenen Kindern und sorgte daher dafür, dass beide eine erstklassige Ausbildung erhielten.

Von Kindheit an wurde der Junge auf den Thron vorbereitet und von Lehrern in Europa und Moskau unterrichtet. sagte, dass Fedor „die erste Frucht der europäischen Bildung in Russland“ sei. Der englische Botschafter Jerome Horsey beschrieb in seinen Tagebüchern, dass die Familie des Autokraten herzliche familiäre Beziehungen unterhielt, was in Russland als eine Seltenheit galt.

Tod

Boris Godunov litt lange Zeit an Urolithiasis und schwerer Migräne. Gegen Ende seines Lebens vertraute er seinem Gefolge und den Bojaren nicht mehr und sah überall Feinde außer seiner Familie. Er hatte seinen Sohn ständig bei sich und machte sich Sorgen um die Zukunft.

Am 13. April 1605 empfing der König englische Botschafter, als er an einem Schlaganfall litt. Blut strömte aus Nase und Ohren des Mannes, und der Gerichtsarzt zuckte nur mit den Schultern und konnte nicht helfen.

Die Bojaren, die am Bett des Sterbenden standen, fragten nach dem Eid an ihren Sohn. Der Monarch sagte: „Wie es Gott und dem Volk gefällt.“ Danach wurde er sprachlos und starb. Zum Nachfolger wird Fedor ernannt, dessen Herrschaft eineinhalb Monate dauerte. Nachdem er vom Tod des Herrschers erfahren hatte, marschierte der Falsche Dmitri unter den Jubelschreien der Menge mit einer Armee in Moskau ein.

Am selben Tag erwürgten die Bogenschützen auf Befehl von Golitsyn die Familie Godunov und ließen nur Ksenia am Leben, die ohnmächtig wurde. Das begnadigte Mädchen wird unfreiwillig zur Konkubine des falschen Dmitri, der, nachdem er genug gespielt hatte, die entehrte Schönheit in ein Kloster verbannte.

Godunow wurde in der Erzengel-Kathedrale beigesetzt, aber während des Aufstands wurde der Sarg herausgezogen und im Varsonofevsky-Kloster beigesetzt. Nach zwei Jahren befahl Wassili Schuiski, die Familie Godunow in der Dreifaltigkeits-Sergius-Lavra umzubetten.

In der Biographie des erfolglosen Herrschers gibt es ein Rätsel, das von Historikern noch nicht gelöst wurde. Nach Godunows Tod verschwand der Kopf des Autokraten auf mysteriöse Weise. Es ist auch nicht klar, bei welcher Beerdigung der Schädel vom Körper getrennt wurde. Dies wurde dank des Anthropologen Gerasimov entdeckt, der die Krypta mit den Überresten öffnete, um das Aussehen des Verstorbenen wiederherzustellen.